Schallplattenladen

Harry Potter - J. K. Rowling
M/M
G
Schallplattenladen
Summary
Sirius Black wird von seinem besten Freund gezwungen einen Schallplattenladen zu betreten und trifft dort die wunderschönste Person, die er jemals gesehen hat.

Seit 4 Monaten waren James Potter und Sirius Black jetzt schon unterwegs. Vier Monate, vier Kontinente, unzählige Länder, neue Kulturen und Leute. Es war der Himmel für die beiden Jungen, die sich nichts sehnlicher wünschten als Abenteuer. Vor ein paar Tagen hatten sie diese kleine Stadt an der portugiesischen Küste gefunden. Und James hatte sich verliebt. Ihr Name war Lily Evans und sie wollte rein gar nichts von ihm wissen, aber das war ihm egal. Immer wieder versicherte er Sirius, dass sie die Richtige wäre.

Die beiden Jungen saßen beim Frühstück in ihrem Minivan. Er war rot, beklebt mit Stickern von verschiedenen Festivals, auf denen sie gewesen waren und gemütlich eingerichtet. Die beiden besten Freunde konnten sich gar nicht mehr an die Zeit erinnern, als sie noch nicht zusammen gewesen waren (freundschaftlich). Dabei kannten sie sich erst seit sie 11 waren.

"Kommst du mit zum Strand? Ich möchte schauen ob Lily da ist.", schlug James vor und Sirius sah schon wieder dieses Funkeln in seinen Augen.

"Du bist ein Stalker, Prongs." Keiner von den beiden wusste, wann sie mit diesen Nicknamen angefangen hatten. Sie waren einfach da gewesen.

"Lily hat mir gestern erzählt, dass im Schallplattenladen ein süßer Typ arbeiten, da könnten wir doch mal vorbei gehen.", fuhr James vor, Sirius Aussage ignorierend.

Genervt stöhnte Sirius. Seit er seinem Freund erzählt hatte, dass er auf Typen stand, versuchte James ihn bei jeder Gelegenheit zu verkuppeln.

"Und Lily hat mir auch erzählt, dass er bisexuell ist. Er kommt aus Wales." Jetzt zwinkerte James Sirius so offensichtlich zu, dass es aussah, als hätte er einen Tic.

"Hast du was im Auge Potter, oder warum blinzelst du so?", antwortete Sirius genervt. Er würde sich doch nicht dem nächstbesten Typen an den Hals werfen, der auch auf Jungs stand.

"Allerdings würde ich gerne in einen Plattenladen. Aber nicht wegen dem Typen", fügte Sirius noch kleinlaut hinzu. Er war besessen von Platten und würde sich gerne ein wenig portugiesische Musik anhören.

"Jaja, ist klar.", lachte James und fing an den Tisch abzuräumen. Sirius warf ihm nur einen wütenden Blick zu, dann wechselten sie das Thema.

Jedenfalls kam es jetzt so, dass sie beiden Jungen eine halbe Stunde später vor dem Laden standen. Er war winzig, sah aber gemütlich aus. Als sie die Tür öffneten, klingelte ein Glöckchen und ein Geruch nach altem Papier kam ihnen entgegen.

Der Laden war wie ausgestorben. Hier war niemand, nichtmal die Kasse war besetzt. Aber an der Tür hatte "offen" gestanden, deswegen schauten sich sich die beiden Jungen einfach um. Sie durchsuchen sorgfältig die vielen Kisten mit den unzähligen Platten. Sofort viel Sirius auf, dass die Person, der der Laden gehörte sehr ordentlich arbeitete. Denn der Laden war sehr vollgestopft, aber die Platten waren trotzdem akribisch nach Genre und Anfangsbuchstaben der Künstler geordnet. In vielen Läden wurde nicht so viel Wert auf Ordnung gelegt, sodass man eher zufällig die Platte fand, die man suchte. Sirius selbst war zwar ein Chaot aber bei seinen Platten war er immer sehr vorsichtig, wusste immer wo sie waren und hatte sie immer geputzt und geordnet. James konnte seine Liebe für Platten nicht nachvollziehen, wo man doch alles im Internet streamen konnte. Sirius konnte sich diese Faszination selbst nicht erklären, aber er merkte nicht wie die Minuten vorbeigeflogen und versank immer tiefer in der Musik.

"Olá, posso te ajudar?", hörte er eine Stimme. Sirius schreckte hoch.

(A/N: Ich kann kein Wort Portugiesisch und arbeite mit Google Übersetzer. Also falls ihr Portugiesisch könnt, verzeiht es mir, wenn es falsch ist.)

Vor ihm stand ein Mann, so alt wie er und lächelte ihn freundlich an. Es kostete Sirius einige Überwindung ihn nicht mit offenem Munde anzustarren. Denn dieser Mann war bildhübsch. Er hatte sandfarbenes Haar, sonnengebräunte Haut, auf der weiße Narben hervortraten, grüne Augen und das freundlichste Lächeln überhaupt. Plötzlich schlug Sirius Herz etwa dreimal so schnell, wie vorher. Er wusste zwar nicht, wer dieser Mann war, aber er machte etwas ganz merkwürdiges mit ihm.

Die Stirn des Fremden legte sich in besorgte Falten, als Sirius immer noch nicht antwortete und ihn weiterhin einfach nur anstarrte.

"Está tudo bem?", fragte er. Nur leider verstand Sirius kein Wort Portugiesisch. Er gab nur ein Grunzen von sich und machte ein verwirrtes Gesicht, zu mehr war er gerade einfach nicht in der Lage.

Der Fremde schien zu verstehen.

"Verstehst du mich jetzt?"

Sirius nickte erleichtert, immer noch nicht in der Lage einen Satz zu formen. Seine Zunge war wie ausgetrocknet. Die Stimme des Fremden klang so... schön. Melodisch und irgendwie rau. Er könnte ihm sicher stundenlang zuhören.

"Kann ich dir denn irgendwie helfen?"

Immer noch stand Sirius auf dem Schlauch. Dann machte es klick. Der Typ arbeitete hier und machte einfach nur seinen Job indem er fragt ob er Sirius helfen konnte. Sirius schüttelte kurz den Kopf, nicht ohne den Fremden immer noch anzustarren. Das war bestimmt der Typ, von dem James erzählt hatte.

Der Fremde wandte sich um, stellte James dieselbe Frage, der sie ebenfalls verneinte und ging dann zur Kasse. Er setzt sich auf den Hocker hinter der hohen Theke, zog ein Buch aus seiner hinteren Hosentasche und fing dann an zu lesen. Immer noch konnte Sirius nicht den Blick von ihm lassen. Und er war in diesem Moment doch sehr froh, dass James die Idee mit dem Plattenladen gehabt hatte.

"Na, ich dachte mir doch, dass der dein Typ wäre.", flüsterte James von der Seite. Sirius musste sich nicht zu ihm umdrehen um zu wissen, dass er dieses schelmische Lachen auf dem Gesicht hatte.

"Halt deine Klappe, Prongs.", sagte Sirius, während er aber immer noch den Typen anstarrte. Irgendwie konnte er sich nicht dazu aufbringen wegzusehen.

"Ich werde jetzt mal zum Strand verschwinden, du kannst ja gleich nachkommen. Und vergiss nicht zu bezahlen." Sirius hätte seinen besten Freund am liebsten für diese Worte geschlagen. Allerdings machte er das nicht mehr nach der letzten Panne. Vor ein paar Wochen waren sie in Venedig gewesen, und er hatte James freundschaftlich geboxt. Leider hatte das irgendeine alte Oma mitbekommen und Sirius daraufhin mit ihrer Handtasche verprügelt, weil sie dachte er hätte James tatsächlich angegriffen. Nachdem sie das Missgeschick aufgeklärt hatten, hatte die Alte Dame, sie hieß Minerva McGonagall die beiden zum essen eingeladen. Und innerhalb der nächsten Wochen war sie wie eine Oma für Sirius und James geworden. Die Beiden wohnten bei ihr zuhause und spielten ihr am laufenden Band Streiche, wegen denen sie die beiden Jungen zwar tadelte, aber nie verstecken konnte wie amüsiert sie in Wirklichkeit war. Seitdem schreib Sirius ihr mindestens zweimal am Tag eine Postkarte und erzählte, was sie erlebten. Miss McGonagall, die James und er liebevoll "Minnie" nannten, hatte Sirius versprochen, dass er bei ihr wohnen könnte, falls er nach dem Roadtrip nicht zurück nach London wollte. Und sagen wir es mal so: Sirius Black, seines Zeichnens die dramatischste Person auf der Erde, hatte bei diesem Angebot Rotz und Wasser geheult.

Sirius war so in diese Erinnerung versunken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie James sich aus dem Laden geschlichen hatte. Jetzt war er mit diesem Mann alleine.

Noch etwa 10 Minuten durchsuchte Sirius den Laden, dann fasste er sich ein Herz und kam mit seinen Einkäufen zu der Theke.

Der Junge sah auf, legte das Buch weg und nahm Sirius die Platten ab. Er schaute sich den Preise jeden Stücks an und tippte sie dann in einen kleinen Taschenrechner. Dabei biss er sich auf die rosigen Lippen und Sirius musste sich zusammenreißen um seine Gefühle unter Kontrolle halten. Wie konnte eine einzelne Person nur so hot sein?

„Das wären dann 18 Euro", sagte der Typ mit den hübschen Narben (Sirius entscheid, dass das eine sehr schöne Bezeichnung für den Jungen war) und begann die Schallplatten in eine Tüte zu packen, während Sirius nach seinem Geld kramte.

Sirius überreichte ihm das Geld und der Typ gab ihm die Tüte, nach der Sirius hektisch greifen wollte und dabei leider den heißen Kaffee um stieß, der auch auf der Theke gestanden hatte. Dieser Kaffee überflutete den ganzen Tisch, die Tasse war besonders groß gewesen, der Junge musste Kaffee-Süchtig sein dachte Sirius bei sich und landete zu großen Teilen auch auf Sirius T-Shird.

„Fuck!" sagten beide Jungen gleichzeitig und während Sirius versuchte sein T-Shirt sauber zu machen rannte der Typ in den hinteren Teil des Ladens und kam mit einem Handtuch zurück. Er wischte den Kaffee von der Theke während Sirius begann sich hundertmal zu entschuldigen.

„Alles gut, du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich hätte den Kaffee da nicht hinstellen sollen.", murmelte der Fremde.

„Nein, fuck es war mein Schuld. Ich hätte besser aufpassen sollen. Es tut mir so leid. Geht es deinem Buch gut?"

Der Fremde hob sein Buch hoch, dessen Seiten von Kaffee durchsogen war. Er seufzte und legte das Buch auf eine Heizung.

„Darum kümmere ich mich später, jetzt sollten wir uns erstmal Sorgen um dein Shirt machen."

Sirius schaute an sich hinunter und hätte fast einen Herzinfarkt bekommen. Sein Liebling Queen-Shirt war voller Kaffee. Besonders Freddie Mercurys Gesicht hatte ganz schön unter der Attacke gelitten.

„Nein! Freddie!", kreischte Sirius und schaute den Fremden panisch an. „Gibt es hier vielleicht ein Bad?"

Sirius konnte dem Typen mit den Narben ansehen, dass er sich ein Lachen verkneifen musste. Allerdings konnte Sirius es ihm bei dem niedlichen Grinsen, dass er dadurch im Gesicht hatte, nicht übel nehmen.

Ohne Worte bedeutete der Typ ihm zu folgen und führte Sirius erst in den hinteren Teil des Ladens und dann eine Treppe hoch.

Er schloss ein grüne, alte Tür auf und führte Sirius in einen großen Raum.

Der Raum hatte große Fenster und war in lindgrün gestrichen. In einer Ecke stand ein großes, sehr gemütlich aussehendes Bett, überall lagen Bücher und Zettel verstreut und mehrere Pflanzen wucherten in allen Ecken des Zimmers. Es gab auch einen Tisch, mit drei Stühlen auf dem noch Essensreste standen und eine große Couch in purpurrot auf denen mehrere Decken lagen. Wer braucht denn im Hochsommer so viele Decken?

Sirius entdecke einen Durchgang, der zur Küche führte. Aber der Fremde führte ihn durch eine weitere, ebenfalls grüne Tür in ein kleines Bad.

„Hier.", sagte der Typ und schaute Sirius erwartungsvoll an. Der hatte für einen kurzen Moment komplett vergessen, war er hier eigentlich wollte. Dann kam ihm Freddie wieder in den Sinn und er begann mit einem nassen Handtuch sein T-Shirt abzuwischen. Allerdings machte dass die ganze Situation eher schlimmer als besser.

Der hübsche Fremde lachte und trat dann hinter Sirius.

„Du machst das ganz falsch", flüsterte er und Sirius lief ein Schauder über den Rücken. Noch nie hatte er jemanden getroffen, der ihn so verzauberte wie dieser junge Mann.

„T-Shirt aus!"

Es dauerte einen Moment, bis der Befehl zu Sirius durchgedrungen hatte, beziehungsweise bis er realisiert hatte, dass der Fremde das in Wirklichkeit und nicht nur in seiner Wunschvorstellung gesagt hatte.

Sirius fuhr zu dem Typ herum und sah ihn geschockt an. Sie standen echt nah aneinander, ihre Becken berührten sich fast, und die Röte stieg dem jungen Black ins Gesicht.

„Äh, bitte was?", fragte er mit hoher, quietschender Stimme.

Der Fremde lachte nur bei seiner Reaktion. Und Sirius strich sofort im Kopf Maracuja-Eis aus seiner „Top Ten Liste der Dinge, die Sirius Black liebt" und schreib „Das Lachen des fremden Typen" hin. Und bei diesem Gedanken steig ihm die Schamesröte ins Gesicht. Er kannte den Typen ja erst seit ungefähr 20 Minuten. Naja eigentlich kannte er ihn gar nicht. Er wusste nicht mal wie er hieß.

„Denkst du nicht, dass ich dein T-Shirt brauche um es zu waschen? Oder soll ich dich mit waschen?", fragte der Fremde jetzt. Erst in diesem Moment machte es in Sirius Kopf Click. Der Fremde wollte einfach nur sein Shirt. Nicht ihn. Allein schon für diesen Gedanken hätte Sirius sich selbst eine Ohrfeige verpassen können.

Ohne zu zögern zog er sich also das Shirt über den Kopf und stand nun ohne Oberteil vor dem Fremden. Und mit Genugtuung stellte der junge Black fest, dass der Fremde bei diesem Blick etwas verlegen wirkte.

Er nahm Sirius das Shirt aus der Hand und begann es richtig zu waschen. Er wusste offensichtlich was er da tat. Während der Fremde beschäftigt war lehnte sich der Dunkelhaarige gegen der Türrahmen und verschränkte seine Arme vor der Brust. Er beobachtete jede Bewegung, die der Mann vor ihm mit seinen Händen machte. Irgendwie faszinierte es Sirius. Er hätte stundenlang zuschauen können. Aber eine Sache fand er gerade noch interessanter als die Hände des Fremden. Und das war der von Name eben jenes.

„Wie heißt du eigentlich?", fragte er deshalb.

Der Fremde sah von dem T-Shirt auf.

„Remus, und du?"

Remus war ein schöner Name, wie Sirius befand.

„Sirius. Sirius Black.", antwortete er mit einem Grinsen im Gesicht. Er setzte dieses Grinsen immer auf, wenn er flirtete, denn es machte seiner Erfahrung nach jeden Gesprächspartner verlegen. (Die einzige Frau, die diesem Lächeln nicht unterlegen war, war Sirius beste Freundin Marlene.)

Und auch dieses Mal verfehlte das Grinsen nicht seine Wirkung. Remus Wangen verfärbten sich rot und Sirius, selbstbewusste wie immer, konnte sich gut vorstellen was gerade in Remus Kopf abging.

Doch dann verwandelte sich der verlegene Gesichtsausdruck seines Gegenübers in etwas anderes. Erst runzelte er Stirn, zog eine Augenbraue hoch und dann schlich sich ein wissendes Lächeln in sein Gesicht.

„Du bist aber nicht der Sirius, mit dem Lily mich verkuppeln will, oder?"

Der Gedanke, dass Remus auch von diesem Plan gehört haben könnte war Sirius noch gar nicht in den Sinn gekommen.

„Ich befürchte schon. James, mein bester Freund, er war eben auch hier im Laden, hat mich heute hierher gezwungen, weil er meinte du wärst voll mein Typ." Er zeichnete Gänsefüßchen in die Luft bei den letzten drei Wörtern.

Remus lachte und Sirius könnte nicht anders als bei dem Anblick zu lächeln. Jedes mal wenn Remus lachte, überdachte er sein ganzes Weltbild von dem war er als „schön" empfand.

„Und", fragte Remus, Sirius Bewegung von eben imitierend: „Bin ich voll dein Typ?"

Der junge Black schluckte einmal schwer. Dieser Junge schaffte es echt ihn total unsicher zu machen. Normalerweise war er immer total gechillt, wenn er flirtete.

„Also, ich kenne dich ja erst seit 20 Minuten, aber ich sag jetzt mal nicht nein.", antwortete er und zwinkerte seinem Gegenüber zu, in der Hoffnung ihn wieder verlegen zu machen.

Aber Remus ließ sich dieses mal nicht aus der Ruhe bringen. Er richtete seinen Blick einfach wieder auf das T-Shirt und antwortete mit kratziger Stimme: „Sehr gut. Das spielt mir ja gut in die Karten."

Jetzt war es eher an Sirius verlegen zu werden. Dieser Junge machte ihn einfach irre.

Remus schloss seinen Wasch Vorgang ab und hielt das Shirt hoch, dass zwar vollkommen nass aber dafür sauber war. Die beiden Jungen lächelten sich glücklich an.

„Möchtest du ein Hemd von mir haben, solange deine Sachen trocknen?", fragte Remus und war schon auf dem Weg aus dem Bad, um Sirius ein Oberteil zu suchen. Insgeheim machte er das nur, weil er einfach nicht damit klar kam, dass so ein gutaussehender Typ oberkörperfrei in seiner Wohnung stand.

Also reichte Remus seinem Besucher wortlos ein kurzärmliges Hawaii-Hemd und hängte das tropfte Shirt über eine Heizung. Die Heizung war natürlich nicht an, denn Remus hoffte, dass Sirius noch so lange bleiben würde, bis sein Shirt wieder trocken war. Er genoss die Gesellschaft des Schwarzhaarigen. Viel mehr als er es sich eingestehen wollte.

„Du liest wohl gerne, was?", fragte Sirius aus heiterem Himmel heraus. Er sah sich genauer in dem großen Raum um, indem sie jetzt wieder standen. Remus nickte.

„Und was liest du gerade?" Sirius wollte unbedingt eine Unterhaltung mit Remus aufbauen. Er wollte den hübschen Jungen besser kennenlernen.

„Ein Gedichtband von Mascha Kaleko. Sie war eine deutsche Dichterin aus dem zweiten Weltkrieg. Ich liebe ihre Gedichte.", während Remus weiterhin über die Dichterin philosophierte konnte Sirius ihn gut beobachten. Wie er leicht lächelte, wenn er erzählte. Und wie seine Augen leuchteten wenn er ein paar seiner Lieblingsgedichte rezitierte. In diesem Moment kam sich Sirius ziemlich oberflächlich vor, dass er Remus für einen kurzen Moment auf seine Narben reduzierte hatte und benannte in seinem Kopf „der Typ mit den hübschen Narben" zu „der Typ, der Bücher liebt" um.

„Sorry, ich hab angefangen zu plappern. Willst du vielleicht einen Kaffee." schlug Remus beschämt vor, als er bemerkte, dass er sich in seinen Erzählungen verirrt hatte. Er hatte immer das Gefühl die Leute zu langweilen, wenn er über Bücher sprach. Und meistens war das auch wirklich so. Viele seiner alten Freunde hatten sich kein bisschen fürs Lesen interessiert. Das war erst anders geworden, als er Lily kennengelernt hatte. Nun hatte er endlich eine Freundin, mit der er sich über alles unterhalten konnte.

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich hab es genossen dir zuzuhören. Man hört selten jemanden so leidenschaftlich über etwas sprechen. Aber zu einem Kaffee sage ich auch nicht nein." Und bei Sirius Worten breitete sich ein wohliges Gefühl in Remus Brust aus. Er mochte diesem jungen Mann, das wusste er. Keine Ahnung wieso, aber es war so.

Als der Kaffe noch in Arbeit war, kam Remus Chef in die Wohnung um Remus mitzuteilen, dass er den Nachmittag frei hatte, weil er eine neue Mitarbeiterin einarbeiten müsste. Das spielte beiden Männer gut in die Karten, denn so konnten sie es sich in der Wohnung gemütlich machen und sich stundenlang unterhalten, über Bücher, Musik und ihr Leben. Wirklich STUNDENLANG. Denn beide waren überrascht als James anrief und Sirius fragte ob er gestorben war, weil er sich schon seit vier Stunden nicht mehr gemeldet hatte, und auch nicht wie versprochen am Strand aufgetaucht war. Sirius wurde knallrot und stellte schnell sein Handy auf leise, als er James aufgeregt und im Flüsterton erzählte, dass er immer noch bei Remus war und er gerade die Liebe seines Lebens getroffen hatte. Dann reichte Sirius das Handy an Remus weiter, da Lily mit ihm reden wollte. Sirius verstand zwar nichts von dem Gespräch, da sie sich entschlossen hatten es auf Portugiesisch zu führen, aber Remus schien nicht halb so aufgeregt wie er eben. Woraus er schloss, dass sein Remus entweder nicht über ihn redete oder ihn nicht so gerne mochte wie Sirius es gerne hätte. Und das drückte etwas die Stimmung des jungen Blacks.

Wenn er nur wüsste, dass Remus zwar das beste Pokerface der Welt besaß, aber gerade in Wirklichkeit darüber schwärmte, wie toll und hübsch Sirius war....

Und am Strand lächelten sich Lily und James wissend an, denn sie hatten natürlich beide das Gespräch auf laut gestellt. Und James, das Genie, hatte natürlich alles verstanden, was Remus gesagt hatte. Aber er musste Lily versprechen es seinem besten Freund nicht zu erzählen. Sie sollten selbst dahinterkommen. Das sollte allerdings auch nicht allzu schwierig sein, so dumm waren die beiden dann doch nicht. Zumindest hofften sie das.

Bevor Remus und Sirius aufbrachen um ihre Freunde am Strand zu besuchen vergingen noch gute 2 Stunden. Denn Sirius Hemd musste ja noch unbedingt trocknen. Es lief dann im Endeffekt doch darauf hinaus, dass er eines von Remus T-Shirts anhatte. Worüber Sirius sich natürlich nicht beschwerte. Denn das bedeutete, dass er den ganzen Abend über den Geruch von Remus in der Nase haben würde und einen Vorwand hatte, um am nächsten Tag nochmal bei Remus aufzutauchen.

Die beiden setzten sich ans Lagerfeuer. Die ganze Clique, bestehend aus James, Lily und Lilys Freund*innen lächelten die beiden Turteltauben wissend an. Das Thema „Wie schaffen wir es, dass Remus und Sirius zusammenkommen?" hatte eine stundenlange Diskussion ausgelöst.

Die Sonne ging hinter dem Meer unter und mit dem Lagerfeuer und dem Stockbrot kombiniert erzeugte es eine sehr romantische Stimmung. Dorcas und Marlene, zwei Freundinnen von Lily waren schon vor einer halben Stunde zum knutschen verschwunden. Oder was auch immer die beiden gerade trieben...

Remus und Sirius saßen sehr akwart nebeneinander und teilten sich eine Decke. Keiner hatte wirklich den Mut den ersten Schritt zu machen und die Hand des anderen zu nehmen.

Remus befand sich in einer persönlichen Krise. Er fand diesen Typen sehr, sehr attraktiv, nicht nur körperlich sonder auch..... er mochte ihn halt. Er mochte seinen Humor und sein Lachen und seine Stimme, einfach alles. Mal ganz abgesehen davon, dass er der wunderschönste Mann war, den Remus jemals getroffen hatte (und er hatte mal Harry Styles auf der Straße getroffen und ihn um ein Autogramm gebeten).

Und da lag auch wirklich das Problem: Remus war kein besonders extrovertierter Mensch. Und dieser Typ hatte es innerhalb von einer halben Stunde geschafft, dass Remus sich bei ihm wohl und geborgen fühlte. Abgesehen davon, dass Lupin unglaubliche Angst hatte, wie sich ihre Beziehung entwickeln würde, falls sie zusammenkommen sollten, hatte er auch einfach Angst von Sirius zurückgewiesen zu werden. Denn Sirius war einfach zu perfekt um wahr zu sein. Perfekt für Remus.

Aber dann musste sich Remus keine Sorgen mehr machen, denn Sirius hatte die Dinge einfach selber in die Hand genommen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn er hatte seine Hand auf Remus' gelegt und wartete nun, mit knallrotem Kopf in eine andere Richtung schauend, auf eine Reaktion.

Und weil es Remus nicht mal im Traum eingefallen wäre, diesen perfekten, jungen Mann abzuweisen, umschloss er Sirius Hand mit seiner eigenen und schaut den jungen Black von der Seite an.

Sirius schaute zu ihm, sie lächelten sich beide an und während Sirius so etwas dachte wie: "Man, hat der schöne Augen.", dachte Remus: "Fuck, er hat so schöne Lippen. Will er dass ich ihn küsse?".

Und dann... zerstörte James den Augenblick indem er einen Strandspaziergang vorschlug. Alle erhoben sich und marschierten Richtung Wasser. Remus und Sirius hinterher, die Hände immer noch verschränkt, denn um keinen Preis hätten sie sich gegenseitig loslassen wollen.

Die anderen spazierten etwa 50 Meter vor ihnen, denn natürlich wollten sie dieser eventuellen neuen Romanze eine Chance geben. Und alles lief rein theoretisch gut. Abgesehen von dem Fakt, dass beide, seit sie Händchen hielten viel zu schüchtern waren um miteinander zu reden. Und deswegen waren sie schon seit einigen Minuten in Stille verfallen. Und wirklich nicht, diese angenehme Stille, dafür kannten sie sich einfach noch nicht lange genug. Remus wollte diese Stille wirklich brechen und sagte deswegen das erste, was ihm einfiel.

"Ist das hier eigentlich ein Date?"

Im selben Moment hätte er sich wirklich gerne selbst eine Ohrfeige gegeben. Warum hat er das gesagt?

"Ähm, also wenn du willst .... also .... äh...fändest du das denn gut?."

Sirius konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so fucking aufgeregt war. Er war eigentlich gar nicht so der Typ zu stottern.

"Ehrlich gesagt, fände ich das wirklich wunderschön. Genau wie dich."

Sirius blieb abrupt stehen. War das ein Kompliment gewesen? Hatte sich so angehört.

Er schielte zu Remus hinüber, der ihn (,von oben, da er einfach riesig war im Vergleich zu Sirius) schüchtern anlächelte. In Sirius Brust wurde alles warm und eine verräterische Röte schlich sich in sein Gesicht. Sein Herz klopfte so sehr in seinem Brustkorb und seinen Ohren, dass er einen Moment stehen bleiben musste. Er brauchte Atem.

Remus sah ihn besorgt an.

"Alles okay? Was ist los?"

"Du kannst mir doch nicht einfach so ein Kompliment machen, ohne mich vorzuwarnen. Fuck, ich bekomm keine Luft. Du bist übrigens auch... wirklich wunderschön."

Sirius hatte Remus Hand losgelassen und sich auf seinen Knien abgestützt. Er schaute zu Boden.

Dann hob Remus mit seiner Hand leicht Sirius Kinn an. Seine Haut brannte an der Stelle wo Remus ihn berührte.

"Du wirst also nervös, wenn ich dir Komplimente mache."

Ein schelmisches Grinsen war auf Remus Gesicht erscheinen, dass Sirius nur als "sexy" beschreiben konnte und das ihn vollkommen einnahm.

"Gut, ich warne dich jetzt vor: Du bekommst ein Kompliment. Fertig?"

Sirius nickte.

"Du bist die attraktivste und anziehendste Person, die ich je getroffen habe. In jeder Weise"

Sirius war nicht darauf vorbereitet gewesen. Trotz der Vorwarnung. Seine Knie wurden weich aber zum Glück war Remus Hand da, die ihn nach oben zog, weiter zu seinem eigenen Körper. Und jetzt wurde er auch noch von Remus umwerfendem Duft eingehüllte. Frisch gewaschene Wäsche, nasse Erde, alte Bücher und etwas, dass er nicht zuordnen konnte, dass ihn aber absolut verrückt machte.

Sirius hatte keine Ahnung, was er auf Remus Aussage antworten sollte. Dieser wartete aber offensichtlich auf eine verbale Reaktion, deswegen hauchte der junge Black:

"Du bist toll."

Remus Augen begannen zu glänzen.

"Warnung: Ich küsse dich jetzt."

Er schaute auf Sirius Lippen, in seine Augen und dann wieder auf seine Lippen. Er leckte seine eigene Lippe an und beugte sich dann so nah vor, dass Sirius seinen angenehm warmen Atem auf der Haut spüren konnte. Sirius konnte und wollte nicht mehr länger warten.

Er legte seine Hände in Remus Nacken und zog ihn zu sich runter. Ihre Lippen trafen aufeinander und Sirius schauerte von all den Emotionen, die ihn überkamen. Remus küsste ihn mit vollkommener Leidenschaft, drückte seine Lippen liebevoll gegen Sirius. Er biss ganz zärtlich in die Unterlippe des jungen Blacks und ließ diesen Stöhnen. Diesen kurzen Moment nutze er um seine Zunge in Sirius Mund gleiten zu lassen. Als sich ihre Lippen trafen verloren die beiden endgültig ihre Beherrschung. Während ihre Zungen miteinander tanzten, vergrub Sirius seine Hände in Remus Haaren und zog leicht daran. Remus stöhnte auf. Remus wiederum ließ seine Hand unter Sirius T-Shirt fahren und bei dem Kontakt keuchte Sirius förmlich.

Sie lösten sich schwer atmend voneinander. Remus gab Sirius noch eine letzten Kuss auf die Nase.

"Treffen wir uns morgen nochmal?", fragte Sirius immer noch außer Atem.

"Morgen, Übermorgen, wann immer du willst.", antwortete Remus und begann Sirius Hals zu küssen. Und der junge Black war sehr glücklich, dass er diese Frage jetzt gestellt hatte, denn als Remus eine halbe Stunde später aufhörte ihn zu küssen, wusste er seinen eigenen Namen nicht mehr.