
Chapter 9
Evas Wecker klingelt um 8 Uhr. Der Raum ist still. Zu still. Als sie sich umdreht, merkt sie, dass Uli nicht mehr neben ihr liegt. Sie muss tief geschlafen haben, so sehr, dass sie nicht einmal den Wecker bemerkt hat. Ein Teil von ihr fühlt sich unvollständig ohne den vertrauten Körper an ihrer Seite. Seufzend geht sie ins Bad und macht sich fertig.
Die Gedanken an Uli lassen sie kaum zur Ruhe kommen, doch sie weiß, dass sie ihren Arbeitstag erledigen muss.
Im Büro angekommen, erledigt Eva den ersten Anruf, doch der Verlauf ist alles andere als zufriedenstellend. Frustriert schüttelt sie den Kopf und sehnt sich nach einem Moment der Ruhe. Sie holt sich einen Kaffee bei Uli, in der Hoffnung, dass ihre Nähe sie beruhigt.
Als sie in die Küche kommt, begrüßt sie alle Kollegen, doch ihr Blick bleibt auf Uli fixiert. Sie nimmt sich eine Tasse und stellt sich an die Seite, spürt, wie der Raum um sie herum plötzlich kleiner wird, als Uli sich neben sie stellt.
„Warum hast du das Tuch abgelassen?“, fragt Uli, ihre Stimme weich, aber mit einem Hauch von Neugier, der tief in Evas Seele vibriert.
„Hab’s vergessen. Aber es ist sowieso egal. Auch Menschen in meinem Alter dürfen Sex haben.“
Eva spricht die Worte mit einem feinen Lächeln, das voller Selbstbewusstsein und Geheimnis steckt.
„Sehr guten sogar“, flüstert Uli, ihre Stimme ein verführerisches Murmeln, das Eva sofort in ihren Bann zieht.
„Schönen Tag noch, Frau de Vries.“
„Danke, Frau Kersting. Der Tag kann nur schlechter werden“, erwidert Eva mit einem bittersüßen Lächeln. Ihre Gedanken schweifen immer wieder zu Uli, und der Gedanke, sie nach der Arbeit wieder in den Armen zu halten, lässt ihren Herzschlag schneller werden.
In der Lobby angekommen, bemerkt Eva die schiefen Blicke der Mitarbeiter, die sie durchdringen, aber sie lässt sich nicht beirren. Sie macht ihre Arbeit weiter, ganz bewusst und mit einer Ruhe, die nur durch das Wissen um Ulis Nähe zu ihr in den nächsten Stunden aufrechterhalten wird.
Als der Zeiger auf 12 Uhr steht, kommen ihre Chefs. Eva begrüßt sie mit einem professionellen Lächeln, doch in ihrem Inneren brodelt es. Sie führt sie direkt ins Restaurant, wo Uli sie mit einem Lächeln bedient.
Eva bestellt sich ein Steak, während die Herren Fisch und Steak wählen. Ihre Augen bleiben auf Uli haften, die in ihren Bewegungen so viel mehr verspricht, als nur einen professionellen Service. „Sie kommen direkt zur Sache. Das Hotel hat sich wirklich gut in den grünen Zahlen entwickelt, aber die Küche hat sehr hohe Ausgaben.“ Eva spricht mit einer festen, aber gleichzeitig ruhigen Stimme. Ihre Miene ist ernst, und sie weiß, dass sie die Situation kontrollieren muss. „Qualität kostet nun mal, und um den Standard zu halten, müssen wir uns darauf konzentrieren. Ich habe selbst den Unterschied probiert und bin der festen Überzeugung, dass das Hotel nur mit einer ausgezeichneten Küche läuft. Wenn wir das herunterfahren, wird es sich früher oder später negativ auswirken.“
Sie schaut den Herren direkt in die Augen, ihre Entschlossenheit ist spürbar. „Frau Kersting kann euch da aber mit Sicherheit mehr erzählen als ich.“
Während Eva ihre Erklärung beendet, erscheint Uli, um das Essen zu servieren. Sie trägt die Teller mit einer eleganten Leichtigkeit und einem subtilen Lächeln. Die Männer beobachten sie einen Moment, bevor sie sich auf das Essen konzentrieren. Eva sieht dabei genau, wie die Blicke der Herren ihre Bewegungen verfolgen, doch sie bleibt ruhig und gelassen.
„Frau Kersting, wo ist der Unterschied zwischen diesem Fleisch und dem aus dem Großhandel?“ Einer der Herren fragt, dabei das Steak vor sich begutachtend.
Uli schaut auf, ihre Augen glänzen mit Überzeugung, und sie antwortet in einem ruhigen, aber bestimmenden Ton: „Ganz einfach. Die Tiere werden hier mit Liebe behandelt, sie leben nicht eingepfercht in einem kleinen Stall. Sie bekommen hochwertiges Futter, viel Platz, und vor allem, Fürsorge. Das schmeckt man, und man sieht es sogar.“
Sie blickt ihm direkt in die Augen, bevor sie weitermacht. „Schneiden Sie mal Ihr Steak auf. Sie werden wissen, was ich meine.“
„Guten Appetit“, sagt Uli, ihr Lächeln ist süß, doch in ihren Augen brennt ein Funken Stolz. Sie zwinkert Eva zu, bevor sie sich umdreht und zurück in die Küche geht.
Nach drei Stunden ist der Termin endlich geschafft.
Eva atmet tief durch und lehnt sich für einen Moment zurück. Sie fühlt sich erleichtert, dass alles reibungslos gelaufen ist, obwohl sie die ganze Zeit über eine leichte Anspannung in den Muskeln gespürt hat. Die Verantwortung drückt immer, doch sie weiß, dass sie es im Griff hat.
Eva macht ihre gewohnte Runde durch das Hotel. Sie liebt es, sich die Details anzusehen, die das Hotel einzigartig machen. Doch plötzlich bleibt ihr Blick an jemandem hängen. Es ist Jeremy, der vor ihr steht und auf ihren Hals starrt, als ob er etwas entdeckt hätte. Sie spürt, wie sein Blick sie durchdringt. Ihre Augen verengen sich, als sie ihm direkt begegnet.
„Was gibt es, Jeremy?“, fragt Eva mit einem schelmischen Lächeln, aber ihre Stimme ist scharf, durchzogen von einer gewissen Spannung. „Da hatte jemand Spaß“, fügt er mit einem leichten, aber herausfordernden Unterton hinzu.
Eva reagiert nur mit einem schiefen Grinsen. „Ja, den hatte ich“, antwortet sie, ihre Miene ungerührt. „Ist das ein Problem?“
Jeremy nickt nur, ein ernstes Funkeln in ihren Augen. Sie geht weiter, ohne ihm wirklich zu antworten.
„Idiot“, flucht sie leise vor sich hin, als sie an ihm vorbeigeht. Ein kleiner, fast unmerklicher Seufzer entweicht ihr, und sie fühlt sich plötzlich von der gesamten Situation genervt. „Und was für ein Spaß ich hätte, wenn du nicht da wärst“, murmelt sie dann, mehr zu sich selbst, während sie mit festen Schritten weitergeht.
Eva fühlte, wie ihre Wut langsam in ihren Körper sickerte, als sie sich von der Situation überwältigt sah. Ihre Laune war auf dem Tiefpunkt, und ein innerer Sturm zog auf. Sie stand auf, als könnte Bewegung sie von diesem Gefühl befreien, und begann durch das Hotel zu laufen, als suchte sie nach etwas, das sie ablenken konnte.
Plötzlich hörte er den Ruf von Eva, die den Flur entlang kam. “Jeremy!”, rief sie. Sie drehte sich um, und er trat mit schnellen Schritten auf sie zu. “Warum schreist du?”, fragte er, die Stirn in Falten gelegt. “Das Geschirr hat hier nichts zu suchen. Räum es sofort weg!”
Eva wollte weiter antworten, doch sie konnte es sich nicht leisten, noch mehr Energie in diesen Streit zu investieren. Sie drehte sich um und ging weiter, als wollte sie all das hinter sich lassen.
Im Backoffice angekommen, sah sie Lara mit ihrem Handy in der Hand sitzen. “Nicht gerade viel zu tun, Frau Hildebrandt?”, fragte sie scharf. Lara blickte auf, unsicher. “Doch, gerade ist es ruhig”, antwortete sie vorsichtig. Eva schüttelte den Kopf. “Dann such dir etwas zu tun, anstatt hier zu sitzen. Es gibt immer etwas, was erledigt werden muss.”
“Und wo ist Frau Plaschka?”, fragte Eva weiter, als ihre Augen die nicht funktionierende Birne auf dem Schreibtisch erblickten. “Das muss doch endlich auffallen! Und Bonbons sowie Kugelschreiber – hier muss nachgefüllt werden.” Ihre Stimme klang von einem unaufhörlichen Druck begleitet, der nichts Gutes verhieß.
Dann kam sie an der Rezeption vorbei und bemerkte, dass niemand da war. “Warum ist hier niemand? Es ist die Haupt-Check-in-Zeit!”, rief sie. “Es muss immer jemand an der Rezeption stehen, das ist doch klar!”
Uli, die gerade einen Gast bediente, hörte den Ärger in Evas Stimme und wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie die Küche stürmen würde. Doch statt dorthin zu gehen, marschierte Eva zur Bar. “Herr Brinkmann, eine Cola Zero”, verlangte sie. Er reichte ihr das Glas, und sie ging weiter in die Küche.
Als Eva tief durchatmete und dabei Uli kurz ansah, spürte sie, wie ihr Puls sich langsam beruhigte. Doch dann hörte sie wieder das leise Tuscheln. Ihre Augen blitzten. “Was gibt es hier so Wichtiges zu besprechen?”, fragte sie die Mitarbeiter scharf. “Nichts”, antworteten sie hastig, doch Eva war sich sicher, dass etwas nicht stimmte.
“Interessant”, murmelte sie, und Uli konnte den Zorn in ihren Augen spüren, obwohl sie noch immer mehrere Meter entfernt stand. Es war, als bräche ein Sturm aus ihr heraus, der nur schwer zu zügeln war.
Sie schüttelte nur den Kopf und ging weiter, das Glas in der Hand. Sie stellte es auf dem Flur ab und beobachtete, wie es dort stehen blieb, als würde sie die Zeit messen. Ihre Bürotür ließ sie offen, um sofort zu hören, wenn jemand den Gang betrat.
Als sie Raik König und Frau Bogdanowa hörte, wie sie darüber sprachen, dass hier keine Gläser abgestellt werden sollten, konnte Eva ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken. Wenigstens auf ihn konnte sie sich verlassen.
Uli trat in Evas Büro und schloss die Tür leise hinter sich. “Ich fahre jetzt nach Hause, Eva”, sagte sie mit einem Lächeln. “Ich wollte dich wenigstens noch einmal küssen, bevor ich gehe.”
Eva stand auf, und in einem Moment, in dem die Welt um sie herum für einen Augenblick stillzustehen schien, küsste sie Uli. Sie zog sie näher an sich, hielt ihre Hüfte fest und schob ihre Hand sanft unter Ulis T-Shirt, spürte ihre Haut und vergrub sich mit einem Hauch von Zärtlichkeit darin. Sie saugte sanft auf Ulis Brust und hinterließ dabei einen kleinen Fleck. “Damit du auch ein Andenken an mich hast”, flüsterte sie.
“Wie soll ich das nur wieder erklären?”, murmelte Uli.
“Am besten gar nicht”, antwortete Eva mit einem frechen Grinsen. “Einfach angezogen bleiben.” Sie zwinkerte, und Uli erwiderte den Blick mit einem schelmischen Lächeln.
“Das gleiche gilt für dich”, antwortete Uli. “Ich bin vergeben. Da weiß ich, was ich darf und was nicht. Da bin ich sehr streng.” Sie zog eine Schnute und nickte. “Dann komm her, noch ein Kuss, und dann fahr ich.”
“Bis morgen, Eva”, sagte Uli leise, ihre Stimme fast ein Flüstern. “Ich denk an dich.”
Eva hatte Tränen in den Augen, doch sie versuchte, sie zu verbergen. “Bis morgen”, antwortete sie, und ihre Stimme brach nur leicht.
Uli machte sich auf den Weg, während Eva allein im Büro zurückblieb, die Füße auf den Schreibtisch legte und nachdachte. “Und was mach ich jetzt?”, murmelte sie vor sich hin. Sie entschloss sich, ins Zimmer zu gehen und sich auszuruhen.
Am Abend, als Uli allein auf der Couch saß und Jeremy sich mit seinen Freunden traf, dachte sie an Eva. Sie fragte sich, was sie wohl gerade machte. Als Ivy schließlich eingeschlafen war, nahm Uli ihr Handy und entschied sich, Eva anzurufen. Sie wählte die Nummer für ein FaceTime-Gespräch.
Eva lächelte, als sie den Anruf sah und nahm das Gespräch an. “Guten Abend, hübsche Frau. Störe ich? Liegt du etwa nackt im Bett?”, fragte Uli neckend.
“Schatz, du störst nie!”, flüsterte Eva, und ihre Stimme war sanft, fast verträumt. “Ich schlafe immer so, aber ja, du hast recht. Ich brauchte etwas, um mich nach diesem Tag zu entspannen”, gestand sie.
Uli sah sie überrascht an. Eva grinste und zeigte dann auf das Kissen neben sich. Dort lag ein Sexspielzeug und ihr Schweinchen. “Das ist gemein, Eva. Du hast Spaß ohne mich.”
“Du bist beim nächsten Mal wieder dran”, versprach Eva.
“Mal schauen, wann das nächste Mal ist”, seufzte Eva und schaute traurig.
“Eva, wenn wir das Ganze öffentlich machen würden, wäre vieles leichter”, sagte Uli leise.
“Ich weiß, Uli. Aber es wäre auch vieles schwieriger”, antwortete Eva nachdenklich. “Lass uns alles erst privat klären und dann sehen, wie es weitergeht.”
“Ich werde jetzt schlafen gehen”, sagte Eva schließlich. “Tiii amo.”
Nachdem beide aufgelegt hatten, verstrichen noch einige Minuten der Stille, bis Jeremy nach Hause kam. Uli lag bereits im Bett, tat jedoch so, als schlief sie tief, um bloß kein Gespräch mit ihm führen zu müssen. Sie wollte keinen Streit, keine Fragen, keine Erklärungen. Wer weiß, wo er heute wieder war?, dachte sie sich, ohne sich dabei ein schlechtes Gewissen zu machen. Es fühlte sich fast erleichternd an, ihm aus dem Weg zu gehen.
Am nächsten Morgen, als Uli den Haushalt erledigte, war Jeremy bereits auf der Arbeit und Ivy in der Schule. Es war einer dieser seltenen Tage, an denen sie sich Zeit für sich selbst nahm. Sie packte eine kleine Tasche mit Klamotten und Unterwäsche, um sie mit zu Eva zu nehmen. Jedes Mal, wenn sie an Eva dachte, spürte sie das Kribbeln in sich aufsteigen, eine Mischung aus Nervosität und Aufregung.
Jeremy kam in seiner Mittagspause nach Hause. Als er die Tür öffnete und hereinkam, gab er Uli einen Kuss, doch es fühlte sich merkwürdig leer an. Irgendetwas stimmte nicht mehr. Es kribbelte nicht mehr wie früher.
Uli hatte für Ivy Mittagessen vorbereitet und es in den Kühlschrank gestellt. “Ich habe nachgedacht”, begann Uli, als Jeremy sie ansah, und legte dann vorsichtig die Karten auf den Tisch. “Jeremy, ich habe mich verliebt. Und… ich bin dir fremdgegangen.”
Er starrte sie an, völlig fassungslos. “Wann? Und in wen?”
Uli versuchte, sich zusammenzunehmen, während sie die richtigen Worte fand. “In die selbe Person wie du?”, fragte sie, aber es war klar, dass sie die Antwort schon kannte.
“In Eva?”, fragte Jeremy, seine Stimme laut und verletzend. Die Frage hing wie ein Vorwurf in der Luft, und Uli nickte.
Ihre Augen trafen sich, doch statt dem Verständnis, das sie vielleicht gehofft hatte, sah sie Enttäuschung und Wut. “Du willst mich doch verarschen! Ihr zwei… ihr vögelt im Hotel rum und du machst mir Vorwürfe, weil ich sie geküsst habe? Was ist bei dir falsch, Uli?”, schrie er und ließ den Zorn über sein Gesicht laufen. “Seit wann stehst du auf Frauen?”
Uli atmete tief ein, als sie versuchte, ihre Gefühle zu ordnen. “Weiß ich nicht”, antwortete sie leise. “Aber es fühlt sich richtig an, mit ihr zu sein. Ich liebe ihre Art, ihre weiche Seite. Vor allem ihre Ehrlichkeit.” Ihre Stimme war ruhig, aber fest, als sie Jeremy direkt ansah.
Jeremy schnaubte, die Enttäuschung in seinen Augen war unübersehbar. “Du bist so ekelhaft, Uli. Wirklich. Hast du dich direkt an sie ran gemacht, als sie dir erzählt hat, dass ich sie geküsst habe?”
Uli schüttelte den Kopf. “Nein, Jeremy. Du weißt doch selbst, wie attraktiv Eva ist. Wie sie auf Menschen wirkt, was für eine magnetische Anziehungskraft sie hat.” Ihre Stimme war fast wie ein Flüstern, als ob sie es selbst noch nicht ganz begreifen konnte.
Jeremy starrte sie mit weit geöffneten Augen an, als ihm ein Gedanke kam. “Nein, Uli. Das weiß ich nicht. Was für eine Anziehungskraft sie auf Frauen hatte – das weiß ich erst jetzt.” Dann senkte er den Blick auf ihren Hals, seine Miene verfinsterte sich. “Und die ganzen Flecken auf ihrem Hals – warst du das?”
Uli zuckte nur mit den Schultern und sah ihm in die Augen, ohne sich zu entschuldigen. “Ja. Und? Was ist daran so schlimm?”
Die Stille zwischen ihnen war drückend, jeder Satz ein weiterer Riss in ihrer Beziehung. Jeremy drehte sich weg, als könnte er die Situation nicht länger ertragen. “Was machen wir jetzt, Jeremy?”
“Ich weiß es nicht”, sagte er schließlich, die Worte wie Schwerter, die in ihr Herz stachen. “Vernünftig wäre, wenn du bei mir bleibst, wenn wir unsere Familie retten. Wenn du versuchst, wieder glücklich zu werden. Aber du bist alles andere als vernünftig.”
Uli fühlte sich, als würde ihr Boden unter den Füßen wegbrechen. “Ich muss darüber nachdenken”, fuhr er fort, und Uli sah, wie sein Blick sich trübte. “Du hast mich tagelang angelogen, betrogen und mir Vorwürfe gemacht.”
“Ist es wirklich so schlimm?”, fragte Uli leise, als sie sich die Tränen versagte. “Es tut mir leid, Jeremy. Wirklich.”
Er schwieg, doch die Luft war dick vor unausgesprochenen Worten und gebrochenem Vertrauen. Uli wollte ihm alles erklären, wollte die Last von ihrem Herzen nehmen, aber sie wusste, dass es zu spät war.
Uli fuhr alleine zur Arbeit, doch innerlich fühlte sie sich, als ob sie gegen eine Wand lief. Sie ließ sich nichts anmerken, aber es war, als ob ein schwerer Nebel ihren Kopf umhüllte. Es tut weh, dachte sie, doch sie konnte sich nicht erlauben, sich diesem Schmerz hinzugeben. Sie musste funktionieren, musste den Tag überstehen. Eva war alles, was sie wollte. Und Jeremy? Der schien zu einem Fremden geworden zu sein.
In Evas Büro war es ruhig, die Luft erfüllt von der Konzentration auf die Arbeit. Doch dann klopfte es plötzlich an der Tür. Jeremy trat ein, knallte die Tür hinter sich zu, als wolle er die gesamte Welt draußen lassen. Eva blickte auf, die Worte des gestrigen Gesprächs noch im Hinterkopf. Sie wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie die Konfrontation erlebte – doch sie war sich noch nicht sicher, dass sie das Problem war.
„Was gibt es?“, fragte sie ruhig und stellte ihre Arbeit beiseite, bereit, sich seinen Problemen zu stellen.
Jeremy stand mit einem Gesichtsausdruck, der alle Wut und Enttäuschung dieser Welt in sich zu tragen schien. „Du bist… du bist einfach ekelhaft“, stieß er hervor, und Eva sah ihn erschrocken an, während sie nickte. „Warum genau?“
„Weil du mich küsst und dann gleichzeitig mit meiner Frau ins Bett steigst!“
Eva fühlte einen stechenden Schmerz, aber sie atmete tief durch. „Boa, Jeremy, ich habe dich nicht geküsst. Versteh das endlich: Ich bin lesbisch. Schon immer gewesen.“
Jeremy starrte sie an, als ob er gerade eine Welt zusammenbrechen sah. Doch Eva ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Du bist doch nur eifersüchtig, weil ich auf Uli stehe und nicht auf dich“, fuhr sie fort, ihre Worte scharf und klar. „Das ist es, was dich wirklich verletzt, oder? Nicht das, dass Uli dir fremdgeht. Habe ich recht?“
„Das stimmt doch gar nicht, Eva!“ Jeremy’s Stimme war erhoben, doch Eva lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und ließ seine Wut an sich abprallen.
„Und jetzt, Jeremy? Was bringt es dir, hier so eine Szene zu machen? Ihr beide seid euch fremdgegangen. Du hast mich geküsst. Sie hat mich geküsst. Außer dass der Kuss von uns beiden ausgegangen ist“, sagte sie mit einer Selbstverständlichkeit, die Jeremy zu ersticken schien.
„Ich bin nicht für eure Ehe zuständig“, fuhr sie ruhig fort. „Ich kann für euch da sein, aber mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Ich werde mich nicht einmischen.“
Da klopfte es an der Tür. Eva rief „Herein“, und Uli trat ein. Sie sah Jeremy, und ihr Blick veränderte sich für einen Moment. Sie stellte Eva einen Kaffee hin und stellte sich dann ruhig neben sie. „Scheint interessant hier zu sein, so wie ihr beiden schaut. Oder störe ich?“
„Du störst nie“, sagte Eva und blickte Uli mit einem Lächeln an, das ihre Augen zum Strahlen brachte. „Was gibt es denn hier so Wichtiges zu besprechen, Jeremy?“
Eva ballte die Fäuste und sprach mit lauter, zitternder Stimme. „Er ist eifersüchtig und fühlt sich entmannt, weil wir beide… anstatt wir beide miteinander schlafen“, sagte Eva, und deutete dabei auf sich und Jeremy. „Aha“, sagte Uli trocken, „und das muss man während der Arbeitszeit klären?“ Ihre Stimme war scharf und unerbittlich. „Frag deinen Mann, er kam hier rein.“
„Ich will die Scheidung, Uli“, platzte es aus Jeremy heraus, seine Stimme voller Zorn. „Ich habe keine Lust mehr! Du betrügst, lügst, provozierst und verarscht mich!“
Uli stand da, völlig unbeeindruckt von Jeremys Wutausbruch. „Dann werde glücklich mit deiner Eva“, sagte er kalt. „Aber komm nicht in einem Jahr an und sag mir, dass es dir zu langweilig geworden ist. Oder dass es ein Fehler war und du uns vermisst! Ivy wird ganz sicher nicht in ein Hotel ziehen.“
Jeremy starrte sie an, wütend und enttäuscht, doch seine Augen glitten immer wieder zu Eva, die ruhig auf ihrem Stuhl saß. „Ich weiß genau, dass du jetzt zu Eva schauen willst, aber du weißt auch, dass sie dich wieder weich machen würde“, sagte Uli, ihre Worte schneidend.
Eva spürte, wie ihre Brust sich zusammenzog. „Also, jetzt wo es mich auch betrifft, muss ich mich doch einmischen“, sagte sie ruhig. „Wieso sollte ihr nach einem Jahr langweilig werden?“
Jeremy warf ihr einen verblüfften Blick zu, als er aufsprang. „Weil du ihr nicht geben kannst, was sie braucht als Frau!“
Eva sah ihn mit scharfem Blick an und antwortete ruhig: „Das ist interessant, Jeremy. Wie kommst du darauf, dass man als Frau weniger geben kann als ein Mann? Ich als Frau weiß sehr gut, was eine Frau braucht und fühlt. Was ihr gut tut… und die letzten Male, als wir miteinander geschlafen haben, klang das auch sehr zufriedenstellend.“
Der Raum war still, die Spannung greifbar. Eva und Uli standen Seite an Seite, und Jeremy sah aus, als ob ihm der Boden unter den Füßen wegbrach. Jede Antwort, die er versuchte, war ein Schritt tiefer in einen Konflikt, aus dem es kein Entkommen mehr gab.
Aber es ist immer noch unsere Entscheidung, wie wir das Problem lösen. Ich finde, ihr solltet das Ganze jetzt nicht überstürzen. Denkt an euer Kind, bitte fangt keinen Rosenkrieg an. Ihr seid beide erwachsen, eure Herzen sind beide gebrochen und verletzt – aber das bedeutet nicht, dass ihr in Zorn und Hass auseinandergehen müsst. Vielleicht wäre eine Paartherapie eine Möglichkeit für euch?
EVA? fragt Uli sie, mit einer Verletztheit in der Stimme. Willst du, dass wir beide wieder zusammenkommen? Oder möchtest du mit mir zusammen sein? Es klingt gerade so, als würdest du Jeremy und mich wieder zusammenbringen wollen.
„Nein,“ Eva nimmt Ulis Hand und drückt sie fest. „Ich bin so froh, dich an meiner Seite zu wissen. Aber ich möchte nicht, dass die Kleine verletzt wird, also bitte… klärt das in Ruhe. Macht keinen Aufruhr vor ihr. Sie hat nichts mit diesem Schmerz zu tun.“ Eva steht auf, geht zu Uli und legt ihre Hand sanft an ihre Wange, küsst sie zart. „Setz dich,“ flüstert sie, ihre Augen voller Zuneigung und Sorge. Eva dreht sich um, verlässt den Raum und geht in ihre Suite, damit die beiden in Ruhe alles besprechen können. Sie hofft, dass wenigstens ein Funke Klarheit herauskommt. Ihr Handy hat sie im Büro liegen lassen. Ich kann das nicht ertragen, denkt Eva, als sie nach unten geht. Zufällig hört sie, wie sich ein Gast an der Rezeption aufregt. „Warum gibt es hier kein deutsches Personal?“
„Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen?“ fragt Eva, ihre Stimme ruhig, aber bestimmt.
„Ach, perfekt, Sie sind Deutsch, oder?“
„Ja?“ fragt Eva, die Stirn leicht gerunzelt. „Was genau ist Ihr Problem mit Frau Thuy?
Sie scheint mich nicht zu verstehen.“
„Hä? Die Frau spricht perfekt Hochdeutsch und ist in Deutschland geboren. Was ist Ihr Problem?“
Eva wird schlagartig kalt und spürt einen Funken Wut in sich aufsteigen. „Ich dulde in meinem Hotel keinen Rassismus, keine Homophobie, und keine Intoleranz!“ Ihre Stimme wird schärfer. „Ich bitte Sie, dieses Hotel sofort zu verlassen. Alle, die solche Haltungen teilen, können das ebenso tun. In diesem Hotel ist kein Platz für solche Menschen!“
Sie dreht sich zu Linh um und spricht leiser, aber immer noch bestimmt: „Das nächste Mal wird der Gast sofort rausgeschmissen, ohne Diskussion. Haben Sie das verstanden? Sie haben von mir die volle Erlaubnis dazu.“ Eva streichelt ihren Arm, ihre Stimme wird weicher, fast tröstend. „Es tut mir leid, dass sie das hören mussten. Aber solche Menschen sind widerlich. Nehmen Sie es nicht persönlich. Die meisten haben mehr mit sich selbst zu kämpfen als mit irgendetwas anderem.“
Linh nickt und sieht Eva mit einer Mischung aus Überraschung und Dankbarkeit an. Sie ist sichtlich bewegt von Evas klarer Haltung und der Unterstützung, die sie ihr zeigt.
Eva klopft an der Bürotür und betritt das Büro. Jeremy und Uli sitzen dort, die Tränen in den Augen. „Entschuldigung, ich wollte euch nicht stören, aber mein Handy liegt hier.“
Uli greift nach Evas Hand, ihre Stimme zittert. „Du kannst hier bleiben. Wir haben alles geklärt.“
Eva schluckt, ihre Emotionen wirbeln durcheinander, als sie sich zwischen die beiden stellt.
„Wir sind getrennt und lassen uns scheiden. Das ist das Beste für uns beide. Jeder von uns kann eine neue Beziehung beginnen, ohne sich schlecht zu fühlen. Und Ivy werden wir uns teilen. Ich ziehe aus. Das ist, glaube ich, das Beste für uns alle.
Jeremy verlässt das Büro. Uli bleibt noch einen Moment sitzen, um das alles sacken zu lassen. Ihre Gedanken sind wirbelnd, und es fühlt sich an, als würde der Raum sich um sie herum drehen.
„Ich bin für dich da,“ sagt Eva, ihre Stimme weich und voller Zuneigung, während sie sanft über Ulis Nacken streichelt. „Wir kriegen das alles hin. Wir suchen dir – oder euch – eine Wohnung hier in der Nähe, und dann können wir das mit uns öffentlich machen, okay?“
„Oder beim Mitarbeiterfest?“ fügt sie nachdenklich hinzu.
„Eva, das machen wir, wenn du bereit dazu bist. Solange wohne ich heimlich bei dir. Bis ich eine Wohnung gefunden habe.“ Uli schaut sie an, ihre Augen widerspiegeln eine Mischung aus Erschöpfung und Hoffnung.
„Du darfst so lange bei mir bleiben, wie du willst,“ sagt Eva ruhig, ihre Hand immer noch auf Ulis Nacken. „Du bist nicht allein.“
Es klopft an Evas Tür, und sie bittet die Person herein. Eine Frau mittleren Alters betritt das Büro, schaut zu den beiden und sagt mit fester Stimme: „Hallo, ich habe einen Termin mit Eva de Vries.“
Uli erhebt sich langsam von Evas Schreibtischstuhl, ihre Gedanken noch immer bei der Trennung, und verlässt das Büro.
Nachdem Eva den Termin beendet hat, ist es schon spät, und sie merkt, dass sie längst Feierabend machen könnte. Es ist schon 20 Uhr, und ihr Magen knurrt. Sie geht in ihre Suite und findet Uli dort, die auf sie wartet. Eva tritt auf sie zu und begrüßt sie mit einem Kuss.
„Hast du Hunger?“ fragt Eva leise, ihre Stimme warm und fürsorglich.
„Nee, nicht wirklich. Aber wir können was essen, wenn du willst,“ antwortet Uli und schaut Eva an, als wüsste sie genau, dass Eva Hunger hat.
„Ja, aber nicht hier. Komm, wir gehen essen,“ sagt Eva und reicht Uli die Hand. „Auf was hast du Lust?“
„Eigentlich auf nichts,“ antwortet Uli, aber ihre Stimme klingt weicher. „Ich werde schon etwas mitessen bei dir… oder etwas Kleines.“
Eva verdreht die Augen, dann lächelt sie leicht. „Ich hätte Lust auf Asiatisch. Was hältst du davon?“
„Iss, was du möchtest,“ sagt Uli, doch ihre Atmung wird etwas schwerer. „Uli, bist du nicht einverstanden mit der Trennung, oder was ist los?“
„Doch, ich bin einverstanden. Aber es ist trotzdem schwer. Nach all dem, was wir zusammen erlebt haben… Es war nicht immer nur schlecht oder langweilig, sonst hätte ich ihn nicht geheiratet. Aber es wird Ivy das Herz brechen, und das zerreißt mich.“ Eva sieht Uli an, ihre Augen weich und voller Verständnis. „Okay, wir bleiben hier. Ich bestell Essen. Ich glaube, das ist besser für uns.“
Uli kann ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie weint leise, ihre Schultern zittern, und Eva steht sofort auf, geht zu ihr und zieht sie fest in ihre Arme.
„Komm her,“ sagt Eva, ihre Stimme warm und voller Mitgefühl. Sie streichelt sanft über Ulis Rücken. „Ich weiß, was du brauchst. Und das ist kein Sex. Du brauchst einfach Ruhe. Ich lass dir ein Bad ein.“
„Eva, du wolltest doch essen?“ fragt Uli zwischen ihren Schluchzern.
„Ja, das bestell ich, wenn du in der Badewanne liegst. Komm schon, zieh dich aus,“ antwortet Eva, die sanft aber bestimmt wirkt.
Eva geht ins Bad, lässt das Wasser in der Badewanne einlaufen und zündet Kerzen an, die das Zimmer in ein sanftes Licht tauchen. Sie legt eine Gesichtsmaske bereit und richtet alles so her, dass Uli sich entspannen kann.
„Alles wird gut,“ flüstert Eva, während sie das Handtuch bereitlegt. „Lass dir einfach Zeit.“
„Genieß es, und ich kümmere mich heute mal um unser Essen, ausnahmsweise. Und morgen gehen wir Schweinchen kuscheln,“ sagt Eva mit einem sanften Lächeln und setzt sich auf die Couch. Ihre Augen strahlen, doch ihre Stimme trägt auch eine subtile Wärme, die Uli spüren lässt, dass sie sich um sie sorgt. Sie bestellt Essen, für sich und für Uli, auch wenn sie weiß, dass Uli in diesem Moment wohl nur schwer etwas essen kann.
Eva greift zum iPad, ihre Finger gleiten über den Bildschirm, während ihre Gedanken bei Uli sind. Sie sucht nach Wohnungen, nach einem sicheren Ort, an dem Uli und Ivy in Ruhe leben können – und wo sie selbst auch an ihrer Seite sein kann. Es klopft, und Eva geht, um das Essen entgegenzunehmen. Sie setzt sich auf die Toilette, öffnet das Essen und beginnt, ihre Nudeln zu essen. Sanft und geduldig füttert sie Uli mit.
„Eva, ich habe keinen Hunger,“ sagt Uli leise, ihre Augen leer und traurig, während sie sich in sich selbst zurückzieht.
„Ich weiß, aber du musst trotzdem essen,“ erwidert Eva bestimmt, ihre Stimme ruhig, aber auch voll von Fürsorge. „Du bist wichtig für mich, und du musst dich stärken, auch wenn du es gerade nicht willst.“ Sie schiebt ihr eine Frühlingsrolle zu und schaut Uli liebevoll an. „Komm schon, iss wenigstens das hier.“
Uli schaut sie an, ihre Augen blitzen vor Müdigkeit und Widerstand. Doch Eva bleibt sanft, nicht aufdringlich, sondern mit einer Wärme, die spürbar ist. „Guck mal, Glückskekse. Welchen möchtest du?“ fragt Eva mit einem fast unmerklichen Lächeln, das versucht, Uli ein wenig aus ihrer traurigen Stimmung herauszuholen.
Uli zeigt auf einen, und Eva öffnet ihn für sie. Sie liest laut vor:
„Alles läuft wunschgemäß – Zeit für menschliche Gespräche.“
„Joa, das stimmt,“ murmelt Uli, doch ihre Stimme klingt hohl, als hätte sie keine Kraft mehr, sich auf irgendetwas zu freuen. Sie steht auf, um sich abzutrocknen, doch ihre Bewegungen wirken schwer und ohne Energie. Eva schaut ihr nach, ein Anflug von Sorge zieht über ihr Gesicht, während sie genüsslich weiter isst, aber ihre Augen sind auf Uli gerichtet.
„Ich hab dir da mal was rausgesucht, kannst es dir im iPad anschauen,“ sagt Eva sanft, doch ihre Worte sind auch eine still geteilte Hoffnung. Sie will ihr helfen, möchte ihr zeigen, dass sie nicht alleine ist. Uli geht zum iPad und schaut sich die Wohnungen an, die Eva herausgesucht hat. Ihre Mimik ist unklar, ihre Gedanken aber sicher woanders. Eva schaut mit ihr, hofft, dass etwas dabei ist, das Uli wieder einen Funken Zuversicht gibt.
„Schatz, die sind alle sehr teuer… Ich habe nicht den gleichen Verdienst wie du. Und vier Zimmer brauche ich auch keine,“ sagt Uli, ihre Stimme klingt zögerlich, fast verloren. „Ich werde es mir trotzdem ansehen,“ fügt sie dann hinzu, aber Eva kann spüren, dass sie an sich selbst zweifelt.
„Doch, Schatz, die brauchen wir,“ erwidert Eva mit einer Bestimmtheit, die Uli überrascht. Sie sieht sie an, mit einem Blick, der tiefes Vertrauen ausdrückt. „Für ein Büro oder ein Ankleidezimmer.“
Uli starrt sie verwirrt an. Ihre Stimme klingt fast verletzend. „Du willst mit mir und Ivy in eine Wohnung ziehen? Und all den Luxus hier aufgeben?“
Eva spürt den Schmerz in Ulis Worten, doch sie lässt sich nicht davon abhalten, ihre Vision zu teilen. „Das klingt negativ, Uli, aber warum nicht?“ fragt sie ruhig, ein Hauch von Traurigkeit in ihrer Stimme. „Nicht sofort, aber in naher Zukunft. Ich dachte eigentlich, dass es mit uns etwas Ernstes wird. Ich liebe dich, und ich will, dass du weißt, dass du nicht alleine bist.“
„Ich liebe dich auch, Eva,“ sagt Uli, ihre Stimme bricht beinahe, als sie das auspricht. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. „Natürlich ist es ernst, aber… es tut mir leid, ich wollte nicht so klingen, wie ich geklungen habe. Es ist einfach alles so viel. So viel Unsicherheit.“
Eva nimmt ihre Hand, streicht über ihre Finger und lässt ihren Blick voller Zuneigung auf Uli ruhen. „Mach dir keine Sorgen, Schatz. Ich bezahle die Miete direkt mit. Es würde keinen Sinn machen, wenn ihr nach ein paar Monaten schon wieder umziehen müsstet. Die Wohnungen sehen alle gut aus, und wir können sie uns anschauen und dann entscheiden.“
„Aber diese Wohnungen… sie sind so teuer für den Anfang,“ sagt Uli, ihre Stimme ist fast resigniert. „Ich weiß, du willst nur das Beste für uns, aber… es fühlt sich einfach zu viel an.“
Eva sieht ihr in die Augen, ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. „Mach dir keine Gedanken, wir werden das zusammen machen. Du bist nicht alleine. Ich will, dass du dich sicher fühlst. Du bist mein Zuhause.“
„Vielleicht hättest du besser was mit Immobilien machen sollen, Eva. So viel Spaß, wie du da dran hast,“ sagt Uli mit einem leichten Lächeln.
Eva lacht leise. „Das wäre meine zweite Wahl gewesen, wenn das mit dem Hotel nichts geworden wäre. Aber weißt du, ich möchte für uns beide sorgen. Uns ein Leben aufbauen.“
Drei Tage später
Eva und Uli stehen vor der ersten Wohnung, die Eva ausgesucht hat. Als Eva sich in der Gegend umschaut, verspürt sie sofort ein ungutes Gefühl. Es wirkt trist, leer und unheimlich. Sie fühlt sich in diese Gegend nicht verbunden. Doch Uli sieht anders aus, sie scheint neugierig und aufgeregt, was die Wohnung angeht.
Als sie die Wohnung betreten, spürt Eva sofort, dass es hier nicht passt. Ihre Gedanken sind klar, und sie weiß, dass sie sich nicht mit dieser Wohnung anfreunden kann. Uli bemerkt es und fühlt die gleiche Unruhe. „Es passt einfach nicht,“ murmelt sie, fast enttäuscht, aber nicht überrascht.
Die beiden verlassen die Wohnung, beide erleichtert, dass sie sich darüber einig sind, dass es nichts für sie war. Eva atmet tief aus und blickt Uli an. „Der erste Versuch war nichts. Aber du weißt, das ist normal. Wir müssen geduldig sein.“
„Ich weiß, Eva. Aber es ist schwer. Ich möchte nicht in einer Wohnung leben, die uns nicht gut tut,“ sagt Uli mit einem Hauch von Sorge in der Stimme.
„Komm, ich habe noch eine Überraschung für dich,“ sagt Eva, ihre Augen leuchten vor Hoffnung.
„Was kommt jetzt?“ fragt Uli neugierig, aber auch ein wenig skeptisch.
Eva fährt zu einer anderen Adresse und hält vor einem Reihenhaus. Uli schaut sich verwirrt um und sieht kein Mehrfamilienhaus. Ihre Augen weiten sich. „Wo ist hier was?“
„Du musst nur aus dem Fenster schauen,“ sagt Eva ruhig, aber mit einem Blick, der zuversichtlich ist.
„Das ist komplett aus unserem Budget,“ sagt Uli, und schüttelt ihren Kopf.
„Abwarten. Komm, wir gucken uns das einfach mal an,“ sagt Eva, steigt aus und greift nach Ulis Hand. Gemeinsam gehen sie zu dem Haus, und Eva fühlt, wie sich ihre Brust mit einem wohltuenden Gefühl füllt, als sie sieht, dass Uli an ihrer Seite ist. Sie spüren die Nähe und die Sicherheit in diesem Moment.
Als der Makler sie begrüßt und durch das Haus führt, merkt Eva, wie ihre Begeisterung wächst. Sie kann sich schon vorstellen, wie sie hier leben könnte. Die Wärme des Hauses, der Charme der Räume – es fühlt sich richtig an.
Nachdem sie sich auch den kleinen Garten angeschaut haben, ist Uli sichtlich beeindruckt. „Das gefällt mir, Eva. Ich glaube, wir haben es gefunden,“ sagt sie mit einem breiten Lächeln.
„Ich auch,“ flüstert Eva, ihre Stimme erfüllt von Zuneigung. „Es fühlt sich richtig an.“
Der nächste Tag kommt schneller als erwartet, und Eva hat den ganzen Morgen über einen Knoten im Bauch. Sie hat Respekt vor dem Treffen mit Ivy, will aber nichts falsch machen. Sie entscheidet sich für legere Kleidung, um nicht zu steif oder zu erwachsen zu wirken – einfach, um ihr die Möglichkeit zu geben, sie besser kennenzulernen.
Als Uli mit Ivy ankommt und klopft, öffnet Eva die Tür. Sie sieht Ivy zum ersten Mal, und für einen Moment bleibt alles still. „Komm rein,“ sagt Eva, ihre Stimme ist warm, aber auch etwas unsicher.
Uli schaut Eva an, bemerkt, wie sie in ihrer Jeans und dem weißen T-Shirt aussieht. Es ist nicht viel, aber es ist ehrlich.
„Ivy, das ist Eva. Papas und meine Chefin,“ sagt Uli, und ihre Stimme klingt ein wenig nervös, aber stolz.
Ivy schaut Eva an, ein wenig verwirrt, dann reicht sie ihr die Hand. „Hey, ich bin Ivy. Was machen wir jetzt hier, Mama?“ fragt sie neugierig, und Eva kann nicht anders, als zu lächeln.
„Das fragt sich Eva auch,“ sagt sie und schaut zu Uli, unsicher, was sie sagen soll. Doch sie merkt, dass es jetzt an der Zeit ist, offen zu sein.
„Setz dich, Ivy. Eva hat bestimmt auch etwas zu trinken da,“ sagt Uli und geht zum Kühlschrank. Sie wird fündig und reicht Ivy eine Fanta.
„Danke,“ sagt Ivy, ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. Sie setzt sich neben Eva auf die Couch.
„Also, Ivy, warum du eigentlich hier bist,“ beginnt Uli mit einer leisen Stimme, die noch immer von Unsicherheit durchzogen ist. „Du weißt ja bestimmt, dass ich jetzt hier wohne, erstmal, bis ich oder wir eine Wohnung gefunden haben.“ Sie wird immer leiser und schaut zu Eva. „Also, eigentlich haben wir auch schon eine gefunden,“ murmelt sie fast.
„Uli, komm endlich auf den Punkt,“ sagt Eva leise, ihre Geduld ist fast aufgebraucht. „Sag es ihr einfach, dann weiß sie Bescheid.“
Uli atmet tief durch und schaut Ivy an. „Also, was Eva meint ist, dass ich mit Eva zusammen bin.“ Ihre Stimme klingt jetzt fast erleichtert, als ob ein schweres Geheimnis endlich ausgesprochen ist.
Ivy schaut sie überrascht an. „Ähm, also zusammen… so wie mit Papa?“ fragt sie, und ihre Augen weiten sich.
Uli nickt, und es scheint, als ob ein Berg von ihren Schultern fällt. Sie fühlt sich erleichtert, dass es nun ausgesprochen ist.
„Und Eva wird bald mit uns zusammenziehen, wenn wir uns eingelebt haben, okay?“ sagt Uli, die Unsicherheit jetzt aus ihrer Stimme verbannend. „Ich möchte, dass ihr euch besser kennenlernt und mögt. Das kriegt ihr doch hin, oder?“
Eva schaut Ivy an, ihre Augen offen, ehrlich und voller Wärme. „Ich möchte dich wirklich kennenlernen, Ivy,“ sagt sie sanft, ihre Stimme voll von Hoffnung.
Ivy nickt und schaut zu Eva. Ihre Augen sind immer noch neugierig, aber auch ein wenig unsicher. „Wieso wohnst du im Hotel?“ fragt sie mit einer kindlichen Neugier, die Eva überrascht.
„Weil ich hier arbeite und jederzeit abrufbereit sein möchte, falls mal etwas ist. Und weil ich hier keinen Haushalt schmeißen muss – das ist nicht so mein Ding,“ erklärt Eva mit einem Lächeln, das beide auflockert.
„Ja, das versteh ich,“ sagt Ivy und grinst. „Ich mag aufräumen auch nicht.“
Eva lacht, und es fühlt sich plötzlich nicht mehr so schwer an. „Was magst du denn gerne?“ fragt sie, und Ivy schaut sie mit einem schelmischen Lächeln an.
„Fußball!“ sagt Ivy und strahlt über beide Ohren.
„Das klingt toll! Und auf welcher Position spielst du?“ fragt Eva neugierig.
Ivy erzählt ihr begeistert, dass sie in der Abwehr spielt und wann sie immer Training hat. „Ich hätte gerne öfter Training“, fügt sie hinzu, „aber die anderen haben dafür keine Zeit.“ Sie erklärt Eva, dass sie fast jedes Wochenende ein Spiel hat. Eva hört aufmerksam zu, ihre Augen bleiben die ganze Zeit auf Ivy gerichtet.
Uli beobachtet die beiden aus der Ferne und spürt, wie ihre Gefühle für Eva immer stärker werden. Sie weiß, dass Eva einen gewissen Respekt – vielleicht sogar etwas Angst – vor Kindern hat, aber dennoch schlägt sie sich richtig gut.
„Du kannst ja mal mit Mama zum Fußball kommen und zugucken“, schlägt Ivy vor, „wenn Mama Zeit hat.“
Eva und Ivy blicken gleichzeitig zu Uli.
„Ivy, ich habe immer Zeit für dich – außer wenn ich arbeiten muss. Das weißt du doch.“
„Wir kommen gerne mal zu einem Spiel“, sagt Eva lächelnd. „Sag mir einfach rechtzeitig Bescheid, dann kriegen wir das hin.“
Uli schaut Eva an. „Aber vorher sollten wir noch etwas anderes klären.“
Eva weiß genau, worauf Uli hinauswill: Sie möchte, dass ihre Beziehung öffentlich wird. Doch Eva ist sich noch nicht sicher.
„Das klären wir später, Uli.“ Eva wechselt schnell das Thema. „Was hältst du von Eis essen, Ivy? Und danach könnten wir Ferkel gucken fahren.“
„Oh ja, Mama, bitte!“ Ivy setzt ihren besten Dackelblick auf und schaut flehend zu Uli. Eva zieht denselben Blick – ein unschlagbares Duo.
Uli lacht. „Bei diesen Blicken kann ich nicht nein sagen. Okay, abgemacht. Geht schon mal zum Auto, ich hole nur schnell meine Handtasche aus dem Büro.“
Eva zwinkert Uli zu, eine Geste voller Vertrautheit. Sie weiß, dass Eva darauf achtet, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.