
Der unbrechbare Schwur
Amy Benson war zu Voldemorts großem Glück nach fünf Tagen wieder negativ, sodass er endlich mit seinen Plänen bezüglich des unbrechbaren Schwurs vorankommen würde. Aber seltsamerweise war er schon ein wenig gelangweilt, als er sich sein Zimmer nicht mehr mit ihr teilte. Wenn er es ihr aufgetragen hatte, hatte sie sich immer still für sich alleine beschäftigt, sodass sie ihm kaum noch auf die Nerven gegangen war und wenn er nichts zu tun hatte, war es unterhaltsam gewesen, mit ihr zu reden oder Filme anzusehen. Wenn er die Muggelwelt vernichtete und unterwarf, würde er auf jeden Fall Amy für sich als Sklavin behalten, schließlich brauchte selbst der finstere Lord seine Hofnarren! Aber er hatte keine Zeit, Amy zu vermissen. Er müsste sich Gedanken bezüglich des unbrechbaren Schwurs machen. Sein ursprünglicher Plan, Clarissa als Bonderin in Anspruch zu nehmen, welche den Ring um ihre Handgelenke schloss, schien ihm zu riskant. Sie würde niemals etwas tun, was ihre Schwester in Gefahr brachte und zudem müsste er ihr ganz sicher Erklärungen liefern. Sie war nicht so ein dummer, unaufgeklärter und naiver Muggel, dem er einen Bären aufbinden konnte. Allerdings erforderte ein unbrechbarer Schwur soweit er wusste nur bei dem Bonder Zauberkräfte, die anderen Teilhabenden mussten einander einfach nur etwas schwören. Du sollst nicht schwören, das stammt vom Bösen!, klang ihm Mrs Sweeneys Stimme in den Ohren, doch er pfiff darauf, ob das, was er tat, moralisch richtig war oder nicht. Außerdem würde er sowieso nie sterben, weshalb er auch nicht in die Hölle kommen konnte. Jackpot! Alle Möglichkeiten, in irgendeiner Form bestraft zu werden, hatte er geschickt umgangen. Er würde irgendein jüngeres Kind dazu erpressen, bei dem Schwur dabei zu sein, sodass Amy dem Kind schwor, die Kette nicht absichtlich zu zerstören oder ihre Zerstörung durch jemand anderen zu beauftragen, auch wenn sie sich über ihn ärgern sollte. Wenn irgendjemand anders, wie zum Beispiel Billy Stubbs, aus Neid die Kette zerstören oder es zumindest versuchen würde, dann konnte Amy ja nichts dafür, sie war ihm physisch unterlegen und es wäre nicht fair, wenn die Falsche ohne sich gegen ihn gewandt zu haben sterben würde! Schließlich war es auch nicht einfach für ihn, so treue und ergebene Knechte zu finden und er brauchte sie auch noch als Versuchskaninchen, weshalb er ihren Tod um jeden Preis vermeiden würde, solange sie sich nicht selbst dazu entschied, die Kette zerstören zu wollen. Er selbst müsste dann nur noch der Bonder sein und den Schwur besiegeln! Damit der Verdacht nicht auf ihn fiel, hatte er vor, den Schwur ganz in der Nähe von Harry Potters Haus auszuführen, um den Verdacht auf ihn zu lenken und Harry endlich von Hogwarts verbannen zu lassen! Das hätte dieser Hund so dermaßen verdient, fand Voldemort. Harry hatte alles und war alles, was er selbst gerne hätte oder wäre und Harry hatte trotz ähnlicher Umstände immer noch das deutlich bessere Los gezogen als er, weshalb sein Neid, sein Hass und seine Wut auf Harry unermesslich waren. Und so hätte er jemanden gefunden, um den es echt nicht schade wäre, für Voldemorts Taten zu bluten.
Er hatte, als Amy noch krank war, den Plan für die Location längst geschmiedet und hatte bereits herausgefunden, wo Harry wohnte. Das war nicht weiter schwierig gewesen. Hermiones Eltern waren Zahnärzte in London und ihre Praxis konnte man recherchieren. Voldemort hatte einfach vor Mrs Cole über schreckliche Zahnschmerzen geklagt und sie darum gebeten, einen Prophylaxe Termin bei den Grangers vereinbaren zu dürfen. Während Mr Granger sich höchstpersönlich um Voldemorts schneeweiße, perfekt gepflegte Zähne gekümmert hatte, hatte Voldemort ihm erzählt, dass er für ein Thema aus der Schule Harry dringend eine Frage stellen müsste, aber keine eigene Eule und auch kein eigenes Handy hätte, weshalb er Harry nicht über diese Wege kontaktieren könnte und ihm deshalb gerne persönlich einen Besuch abstatten würde. Mr Granger hatte ihm daraufhin glatt die Adresse der Dursleys, bei denen Harry wohnte, verraten und Voldemort hatte ihn daraufhin vergessen lassen, dass dieses Gespräch überhaupt stattgefunden hatte. Zufrieden mit seinen Erkenntnissen musste Voldemort nur noch ein Kind suchen, welches er erpressen oder besser noch: manipulieren konnte, mit ihm mitzukommen.
Also lief er mit entschlossener Miene ins Spielezimmer und fand einen nerdigen, ungefähr achtjährigen Jungen, welcher einen starken Überbiss hatte, eine dicke Brille trug und ganz alleine mit einer Woody Figur aus Toy Story spielte. Diesen Jungen hatte Voldemort bis jetzt nur alleine gesehen und ihm war völlig bewusst, dass dieser Junge von den anderen Kindern offensichtlich gepiesackt wurde. Er wäre das perfekte Opfer! „Hallo, wie heißt du?“, fragte Voldemort den Jungen. „Frank“, murmelte der Junge leise und guckte Voldemort mit seinen, durch die Brille enorm vergrößerten Augen an. Voldemort fiel auf, dass ein Auge mit einem Pflaster überklebt war, wahrscheinlich, weil Frank schielte. „Okay, Frank, falls du mich noch nicht kennst, ich bin Tom, aber alle meine Freunde nennen mich Tommy. Wollen wir Freunde sein?“, fragte er ihn. Frank nickte, dann kullerte ihm eine Träne die Wange herunter. „Außer dir will niemand mit mir befreundet sein“, klagte Frank, „Sie sagen, mein Kiefer sähe so aus wie bei einer Ente. Die anderen sind gemein.“ „Ja, das sind sie wirklich“, tröstend strich Voldemort ihm über den Kopf, „Aber ab jetzt wird das anders sein, denn alle meine Freunde stehen unter meinem Schutz. Ab jetzt wirst du der beliebteste und am meisten respektierte Junge im Wool’s sein. Ich brauche im Gegenzug nur bei einer Sache deine Hilfe. Du bist genau der Richtige dafür. Bist du mutig und möchtest ein Abenteuer erleben, wie die Lieblingshelden deiner Filme? Willst du bei einem düsteren magischen Ritual zusehen?“ Begeistert riss Frank sein nicht abgeklebtes Auge auf.
„Ja, das wäre cool! Treffen wir Dämonen und böse Zauberer?“, rief Frank und sabberte aufgeregt. „Pst, nicht so laut!“, zischte Voldemort, „Sonst wollen die anderen auch noch mitmachen und du bist der Auserwählte, diesem Ritual beizuwohnen!“ „Tschuldigung“, flüsterte Frank immer noch recht laut. „In Ordnung, Amy macht auch noch mit. Wollen wir sie besuchen?“, fragte Voldemort. Frank nickte begeistert. „Die coole Amy? Fast alle Mädchen meines Alters haben vorher mit ihr in der Turnhalle geturnt und sie hat ihnen Tanzen beigebracht“, krähte er, „Glaubst du, sie will auch mit mir befreundet sein?“ „Bestimmt“, machte Voldemort einfach mal großzügige Versprechen in Amys Namen. Aber er wüsste auch nicht, wieso Amy irgendetwas dagegen haben sollte, denn Amy konnte sowieso nicht Nein sagen und mit Clarissa hatte sie auch nur nie spielen wollen, weil Clarissa sie immer an den Haaren gezogen hatte. Naja, jedenfalls hatte er es erfolgreich geschafft, Frank zu manipulieren, indem er auch Amy mit ins Spiel gebracht hatte und sie liefen gemeinsam zu Amys Zimmer. Voldemort klopfte an. Nur wenige Sekunden später hatte Amy aufgemacht. „Hallo, Lo… Äh, Tommy“, begrüßte sie ihn und ihr Blick fiel auf Frank. “Und du bist…?”, erkundigte sie sich. „Frank“, krähte er mit stolzgeschwellter Brust und Voldemort vergriff sich ein Grinsen. Immer diese kleinen Jungen, die vor älteren Mädchen oder sogar Erzieherinnen angeben wollten! Klassisches Möchtegern-Macho-Gehabe! Er selbst musste die Mädchen nicht auf sich aufmerksam machen, sie rannten ihm auch so in Scharen hinterher und krochen ihm in den Hintern. „Freut mich, dich kennenzulernen“, sagte Amy höflich und strich dem Kleinen über die Wange, „Wollt ihr hereinkommen? Worum geht es?“ „Klären wir drinnen!“, Voldemort und Frank betraten ihr Zimmer und Voldemort staunte nicht schlecht, als er sah, dass der halbnackte Justin Bieber nicht mehr über Amys Bett hing. Stattdessen hingen massenweise Bilder von den Cheerleaderinnen als Pyramide über Amys Bett. Amy und die anderen Flyerinnen standen oben und ihre Füße wurden von denen gehalten, die unter ihnen standen. Dann gab es noch Bilder von den Stunts, die sie machten.
Amy schloss die Tür und bot den zwei Jungen an, sich aufs Bett zu setzen und setzte sich ihnen auf dem Schreibtischstuhl gegenüber. „Also, Amy, du erinnerst dich noch an die Sache mit dem unbrechbaren Schwur? Wir werden diesen gemeinsam ausführen! Dazu werden wir zu der Adresse fahren, die auf diesem Blatt steht, damit der Verdacht nicht auf uns fällt und dieser unsympathische Mitschüler von der Schule fliegt. Verstanden?“, Voldemort sah sie prüfend an. Amy biss sich auf ihre Lippe. „Auf Kosten dieses Jungen? Vertraust du…“, setzte sie an, doch Voldemort unterbrach sie unwirsch. „Ja auf Kosten dieses Jungen! Du wirst tun, was ich dir sage, verstanden? Ich vertraue dir nicht genug dafür, du unwissender Muggel hast nicht den Hauch einer Ahnung davon, wie ungeheuer wertvoll diese Kette ist! Sie ist nämlich verzaubert!“, fuhr er sie an und seine Augen glommen abermals rot auf. Frank und Amy zuckten synchron zusammen. „Was war das mit deinen Augen?“, fragte Frank. „Nun ja, das war Magie. Und zu der Sache mit den Dämonen und bösen Zauberern… ICH bin der böse Zauberer und werde dieses schwarzmagische Ritual vollziehen, Frank“, Voldemort grinste diabolisch. „Jag dem Jungen doch bitte keine Angst ein, er ist noch ein Kind!“, bat Amy ihn mit entsetzter Miene, doch Voldemort war das egal. „Schweig, Amy. Wir gehen jetzt los, die nächste U-Bahn fährt in fünfzehn Minuten“, ordnete er an. „Ich bin pleite, wer kauft das Ticket? Mrs Cole würde uns mitnichten Geld dafür mitgeben, ohne, dass wir ihr erklären, wohin wir gehen und einen guten Grund dafür haben!“, teilte Amy ihm mit. „Frank, hast du Geld?“, fragte Voldemort und Frank schüttelte den Kopf. „Die anderen Kinder erpressen mich immer und sie haben all das Geld, das sie von mir erpresst haben, schon ausgegeben.“ „Gut, ich habe auch kein Geld, dann fahren wir halt eben ohne zu bezahlen. Die U-Bahn ist ihr Geld sowieso nicht wert. Wird ein Abenteuer, schätze ich“, ordnete er an, packte das Blatt mit Harrys Adresse ein und deutete mit dem Kinn zur Tür.
Amy nahm noch ihre Umhängetasche mit einem Regenschirm, Handcreme und sonstigen notwendigen Utensilien und folgte ihm mit Frank hinaus. Dunkle Wolken verdeckten den Himmel, als sie die Straße entlang zur U-Bahn Station liefen. „Ich glaube, es gewittert gleich, wir sollten…“, setzte Amy an. „Amy Benson!“, sagte Voldemort scharf, „Du hast schon zum zweiten Mal versucht, mir eine Anweisung zu erteilen und dafür bist du nachher fällig! Was fällt dir überhaupt ein, als Muggel hinzugehen und dem finsteren Lord der im Vergleich zu dir so etwas wie ein Gott ist zu sagen, was er zu tun und zu lassen hat?“ „Tut mir leid“, murmelte Amy, „Ich hätte dir ja nur angeboten, unter meinen Regenschirm zu kommen und wollte sagen, dass es sinnvoll wäre, ihn zu benutzen.“ Lord Voldemort erinnerte sich an sein Versprechen, das er Amy gegeben hatte. Natürlich war er als der dunkle Lord zu gar nichts verpflichtet, geschweige denn, die Versprechen zu halten, die er einem Muggel gegeben hatte. Aber er durfte seine Knechte auch nicht immer wie Dreck behandeln, wenn er auf ihre Leistungen angewiesen war. „Na gut, ich verzeihe dir. Gib mir den Schirm, ich bezweifle, dass du als die kleinere Person ihn tragen solltest. Sonst musst du die ganze Zeit deinen Arm so hoch halten“, er nahm den Schirm entgegen. „Ich will auch unter den Schirm“, meldete sich Frank zu Wort, „Und was ist ein Muggel?“ „Jemand, der kein Zauberer ist“, erklärte Voldemort. Also praktisch Dreck, dachte er bei sich, aber er durfte sich die Gunst seiner Knechte nicht verspielen. Frank drängte sich zu Amy und Voldemort unter den Schirm und nach einer Weile fing es tatsächlich an zu regnen. Zum Glück erreichten sie, bevor es blitzte und donnerte die U-Bahn Station und liefen die Treppe hinunter, weil Amy eine Rolltreppenphobie hatte. Als Kleinkind war sie nämlich mal eine Rolltreppe hinuntergefallen und hatte sich ziemlich verletzt. Voldemort klappte den Regenschirm zu und gab ihn Amy zurück. „Dankeschön“, murmelte sie und tat diesen zurück in ihre Umhängetasche. „Welche Linie nehmen wir?“, wollte sie wissen. „Linie 413“, informierte Voldemort sie und lief zum Gleis. Amy und Frank folgten ihm mit hastigen Schritten, als auf einmal ein paar Betrunkene Amy nachpfiffen.
„He, du Schlampe! Komm her!“, rief einer der Asis ihr zu. „Geiler Arsch!“, rief ein anderer und Amy rannte panisch zu Voldemort. „Tommy, hast du das gerade eben gehört?“, sie griff nach seinem Arm. „Ja“, knurrte er und zog Amy demonstrativ an sich heran. Den Betrunkenen warf er mit seinen roten Augen einen warnenden Blick zu. Wenn überhaupt ist das MEINE Schlampe, kapiert, ihr Muggel?, sendete er ihnen in Gedanken zu und hob einmal kurz die Augenbrauen, als die Betrunkenen sich an ihre Köpfe griffen. „Habt ihr das auch gerade gehört? Was ist ein Muggel?“ Er hatte diesen Begriff extra gestreut, um sie ahnen zu lassen, dass er in ihren Gedanken gesprochen hatte, denn sie konnten sich ja keinen Begriff denken, von dem sie nicht wussten, dass es ihn überhaupt gab. Die Betrunkenen gruselten sich und Voldemort lief mit Amy und Frank weiter. „Und genau deshalb hasse ich die U-Bahn“, Amy schlotterte immer noch, „Ständig wird man als Frau von Betrunkenen belästigt. Ich traue mich gar nicht mehr ohne männliche Begleitung dorthin. Was hast du eigentlich mit ihnen gemacht?“ Ich habe ihnen mit Legilimentik gesagt, dass du wenn überhaupt MEINE Schlampe bist, antwortete er in ihrem Kopf. Amy errötete.
Irgendwie macht mich die Vorstellung, überhaupt irgendjemandes Schlampe zu sein ziemlich verlegen, wenn man Schlampe wörtlich und nicht als dumm daher gesagte Beleidigung nimmt. Es bedeutet ja immerhin, dass man sich von der Person flachlegen lässt, dachte Amy bei sich und hatte es ganz sicher nicht als Antwort sagen wollen, doch Voldemort war noch auf Sendung gewesen. Erneut kochte Wut in ihm hoch. Sie hatte ihn ein zweites Mal indirekt gekorbt. So wenig er von Sex hielt, so gekränkt war sein Ego dennoch dadurch, dass er einen Korb von einem Muggelmädchen erhalten hatte. Er würde sie einfach für sein Ego ins Bett bekommen wollen, denn ER, Lord Voldemort, konnte jede haben, jawohl, und er würde sich ganz sicher nicht von einer der niedersten Kreaturen der Welt ablehnen lassen, so wie sein Vater es gewagt hatte. Zudem hatte er Amy gerade vor den Betrunkenen beschützt, wenn auch aus rein egoistischen Gründen natürlich. Erstens brauchte er sie unbeschadet und zweitens hegte er schon so einen gewissen Besitzanspruch ihr gegenüber. Zurück zu seinen Plänen… Er hatte zwar für einen kurzen Moment einmal überlegt, ob er sie bei dem unbrechbaren Schwur vielleicht zusätzlich noch schwören lassen sollte, mit ihm ins Bett zu gehen, aber das war auch unbefriedigend für sein Ego, weil er sie ja auch im Endeffekt dazu zwingen musste und er würde grundsätzlich niemanden dazu zwingen, mit ihm Sex zu haben. Für eine Vergewaltigung wäre er nämlich auch zu hoch, das taten seiner Ansicht nach nur Personen, die unbedingt Sex wollten, mit denen aber niemand freiwillig ins Bett ging. Nein, er würde sie verführen. Sie waren schweigend nebeneinander hergelaufen, er hatte ihr immer noch einen Arm um die Schulter gelegt, damit ja jeder sehen konnte, wem sie gehörte. Amy hatte Frank an die Hand genommen, damit sie ihn nicht verloren. Als sie endlich am richtigen Gleis angekommen waren, hatten sie noch drei Minuten Zeit, bis die U-Bahn kam.
Ich finde es super gruselig, dass wir nun fahren, ohne ein Ticket zu kaufen. Das habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gemacht. Noch können wir umkeh…, dachte Amy, doch selbst in Gedanken unterbrach Lord Voldemort sie unhöflicherweise. Kommt gar nicht infrage, Amy-Schätzchen, fiel er ihr ins Wort, oder soll ich sagen, in den Gedankenstrom? Er musste trotz der Wiederherstellung seiner Autorität auch charmant zu ihr sein, denn einer seiner neuen Pläne war ja auch, sie endlich flachzulegen, für das Gefühl, absolut jede haben zu können. Amy zitterte. Lord Voldemort hob ihr Kinn leicht an, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. Er strich ihr leicht mit seinem Finger über ihre Wange. Versuche, dir nichts anmerken zu lassen, ja? So nervös, wie du aussiehst, sieht echt jeder, dass du etwas Illegales vorhast, wies er sie in Gedanken an. Ich kann nicht so tun, als wäre ich nicht nervös. Mit wie vielen Linien müssen wir fahren? Wenn ein Kontrolleur einsteigt, wir erwischt werden und Bußgeld zahlen müssen, wird uns Mrs Cole grillen!, Amy schaute ihn mit angsterfüllten grauen Augen an, Wie kannst du so kaltblütig illegale Dinge tun? Es wirkt auf mich so, als tätest du das nicht zum ersten Mal. Manchmal wirkst du auf mich wie so ein Mafiosi oder so. – Weil ich es bin, kleine Maus. Wäre ich ein Muggel und kein Zauberer, wäre ich mit Sicherheit Mafiosi geworden. Außerdem sind meine Todesser auch so ähnlich wie eine Mafia aufgebaut. Wir haben sogar unser eigenes Tattoo. Ich bin der Lord und ich brauche nur noch so etwas wie eine Queen oder eine Dark Lady, allerdings sollte das eine reinblütige Hexe und kein Muggel sein, antwortete er. Der beste Versuch, Gefühle anzustacheln, war die Saat der Eifersucht. Ist das diese Ella, zu der du gehst?, wollte Amy wissen. Nein, aber Pansy Parkinson. Ich kann viele Hexen und auch Muggel haben, musst du wissen, sagte er in Gedanken und Amys Augen füllten sich mit Tränen, während die U-Bahn einfuhr. Er schaute beiseite und die Gedankenkommunikation brach ab. Sie stiegen ein und setzten sich auf einen Vierersitz. Amy wollte gerne neben Voldemort sitzen und Frank setzte sich gegenüber. Sie winkte Voldemort zu sich heran und er leistete ihrer Bitte Folge, da es jetzt interessant wurde, wie sie sich dazu äußern würde.
„Ich bin dir also nicht gut genug, weil ich ein Muggel bin? Und weil man mich bei deiner Mafia nicht herzeigen kann?“, flüsterte sie mit erstickter Stimme. Voldemort grinste sie überlegen an. Dadurch, dass sie wieder Blickkontakt hatten, war die Gedankenkommunikation wieder möglich. So gesehen ja. Unsere Denkweise ist nämlich, dass reinblütige Zauberer und Hexen Muggeln, Muggelgeborenen und Halbblütlern überlegen sind, weil Muggel Dreck sind und die Blutslinie verunreinigen. Das wäre so, als würde ein Adeliger eine Magd, Bauerstochter oder Tochter einer Prostituierten heiraten. Das ist nichts, worauf eine Person mit einem so hohen Status wie ich stolz sein könnte. Ein weiterer Punkt ist, dass alle Hexen, die ich bis jetzt kannte, wahnsinnig gut im Bett waren…, dachte er.
Okay, dass er die Tochter einer Prostituierten erwähnt hatte, war fies gewesen, aber es erfüllte seinen Zweck. Er musste Amy bei ihren wunden Punkten und Komplexen packen, damit sie ihm umso mehr beweisen wollte, dass sie seine perfekte Partnerin abgeben würde. Amy schnappte nach Luft, als er das alles in Gedanken zu ihr gesagt hatte. „Warum guckt ihr euch die ganze Zeit so intensiv an, flirtet ihr etwa?“, grätschte Frank dazwischen. Das nennt sich Gedankenkommunikation, funktioniert mit manchen Zauberern, allerdings am besten bei Blickkontakt, sagte Voldemort in seinen Kopf, bevor er sich wieder zu Amy drehte, weil sie ihn bereits an seinem Ärmel gezupft hatte. Mit wie vielen Hexen hattest du schon etwas?, sagte sie mit bitterem Unterton, den man selbst in Gedanken durchhören konnte. Naja, mit einigen, log Voldemort, auch wenn es nur mit einer einzigen passiert war und diese ein Schlammblut war. Er konnte die Verletzung in Amys Blick erkennen. Oh, ich wünschte, ich wäre an ihrer Stelle gewesen, dachte sich Amy und sah leicht zu Boden, weshalb er ihren Gedanken nur leicht aufgeschnappt hatte, aber das genügte. Er hatte sie genau da, wo er sie haben wollte. „Sieh mich an, Amy!“, sagte er sanft und strich ihr über die Wange. Eine ihrer Tränen tropfte auf seinen Finger. Mit dir wäre es sicher besser gewesen, als mit ihnen, Muggel hin oder her, mein kleiner Schatz, sagte er in Gedanken zu ihr und Amy sah ihn überrascht an, bevor sie ihre Arme um seinen Nacken schlang und ihren Kopf an seiner Schulter vergrub. Er strich ihr über ihren Rücken und fuhr ihr mit seiner anderen Hand durch die weichen, sandfarbenen Haare mit Goldschimmer. Sie beugte sich zu seinem Ohr.
„Bitte, bitte könntest du so ein gnädiger Lord sein und mich zu deiner Freundin machen anstatt Pansy? Bitte! Ich liebe dich!“, wisperte sie. Lord Voldemort lachte. „Eventuell denke ich noch einmal darüber nach“, meinte er. Das war einfacher gewesen als gedacht! Je weniger er sie wollte, desto mehr rannte sie ihm hinterher. Er würde sie zappeln lassen, bis sie mit Anlauf in sein Bett gehüpft kam, gute Vorsätze im Gegensatz zu ihrer Mutter unschuldig zu bleiben hin oder her. Sein Ego wuchs wieder, nun hatte er Amy da, wo er sie haben wollte. Die Macht in einer Beziehung hatte immer der, dem sie egal war, oder der sich zumindest weniger um sie scherte. So ganz egal war ihm seine Beziehung zu Amy nämlich nicht, sonst hätte er nicht zu so unwürdigen Mitteln greifen müssen, um die Macht wiederherzustellen. Er war nämlich, ob er wollte oder nicht, auf Amys Zuneigung angewiesen, auch wenn er mal wieder nicht reflektiert genug dachte und sich das einfach nicht eingestand.
„Äh, ich glaube, da hinten ist gerade ein Kontrolleur eingestiegen“, machte Frank sie darauf aufmerksam. „Okay, wir bleiben ganz ruhig sitzen, ich werde dann, wenn er vorbeiläuft und uns ansieht, sein Gedächtnis versuchen so zu verändern, dass er denkt, er hätte uns schon kontrolliert“, sagte Voldemort mit eiskalter Miene. Amy griff nach seiner Hand und ihre war eiskalt und verschwitzt. Er packte ihr Gesicht und drehte sie zu sich herüber. Ich habe dir gerade befohlen, ruhig sitzen zu bleiben, was ist daran so schwer zu verstehen? Pansy macht wenigstens das, was ich sage, weil sie weiß, dass das alles seine Richtigkeit hat, herrschte er sie in Gedanken an. Amy wurde blass und versuchte, so zu tun, als würde sie seelenruhig schlafen, weil sie sonst sehr schlecht ihre Nervosität überspielen konnte. Sie lehnte ihren Kopf an Voldemorts Schulter und roch den guten Duft seines Deos. Dadurch entspannte sie sich ein wenig und ihre Gedanken widmeten sich seinem guten Aussehen. Sie war einfach so hingerissen von ihm, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Wie eifersüchtig war sie nun, dass sie nur eine von vielen Verehrerinnen war und er es schon mit fast allen getrieben hatte außer mit ihr! Auch wenn sie eigentlich tief in sich drin immer noch eine enorme Unsicherheit gegenüber Sex empfand, konnte sie einfach die Vorstellung nicht ertragen, dass Tom Riddle aka Lord Voldemort einfach mit anderen mehr Spaß als mit ihr hatte.
Schon seit sie ihn gesehen hatte, hatte sie davon geträumt, von ihm umarmt zu werden oder Hand in Hand mit ihm durch die Gegend zu laufen, wovon kleine Kinder eben noch träumten und als sie älter wurde, hatte sie eventuell auch von mehr geträumt, aber sie war noch nicht so weit, es zu tun. Doch in ihrer Naivität durchschaute Amy nicht, dass Riddle durch ihre Eifersucht und Angst, ihn zu verlieren, bewusst indirekten Druck auf sie ausübte, weiter zu gehen, als sie gerade bereit war. Sie hatte nur irgendwie das Gefühl, ihre Beziehung einen Schritt voranbringen zu müssen, ehe es zu spät war und er vielleicht eine andere am Start hatte, die williger war als sie. Er hatte sie vor den Betrunkenen als SEINE Schlampe bezeichnet… Sollte sie der Bezeichnung gerecht werden? „Die Fahrkarten bitte“, hörte sie die Stimme des Kontrolleurs ganz in ihrer Nähe. Denk an was Schönes, denk an was Schönes!, dachte sie verzweifelt, denn sie wollte nicht schon wieder Riddles Ärger auf sich ziehen.
Sie dachte an ihre erste richtige Begegnung und den Beginn ihrer Freundschaft zurück, als sie noch sechs Jahre alt und ganz neu am Wool’s war. Sie hatte Clarissa im Spielezimmer mit den anderen Kleinkindern geparkt, die von einer Auszubildenden beaufsichtigt wurden. Als Clarissa mal unaufmerksam war, hatte sie sich blitzschnell davongeschlichen und ein wenig in den Gängen verirrt, bis sie an eine Glastür kam, welche nach draußen führte. Sie hatte die Tür versucht zu öffnen und musste sich sehr auf Zehenspitzen stellen. Ihren verletzten Arm konnte sie nicht benutzen, er war noch zu wund, nachdem ihre Mutter die Glasflasche nach ihr geworfen hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sie die Tür aufbekommen und war nach draußen geeilt. Sie kannte sich noch nicht so recht aus und lief auf ein paar Büsche zu, weil man sich hinter diesen recht gut verstecken konnte. Doch hinter den Büschen war jemand. Es war der recht schöne, schwarzhaarige Junge, welcher ihr schon gleich aufgefallen war, als Mrs Cole sie und Clarissa in den Speisesaal geführt hatte. Dieser Junge ließ tatsächlich Dinge durch die Luft fliegen, ein paar Playmobil Figuren, die er aus dem Spielezimmer gestohlen haben musste. Der Junge hob den Kopf und sah sie abschätzend an. Die Playmobil Figuren fielen auf einmal zu Boden. „Amy Benson, oder?“, knurrte der Junge, „Hau ab, sofort, oder es wird dir leid tun. Ich kann dich verletzen, weißt du?“ Amy zitterte. „Entschuldigung, ich habe mich verirrt“, murmelte sie, „Bitte tu mir nichts. Wie heißt du?“ „Tom Riddle“, sagte er, „Und jetzt scher dich fort, ich wiederhole mich nur ungerne. Du störst mich.“ „Okay. Darf ich wenigstens beim Abendessen bei dir sitzen? Meine Schwester, dieser Plagegeist, nervt mich sonst immer!“, bat die sechsjährige Amy. „Wenn du dann die Flatter machst“, knurrte Tom und Amy lief davon.
Sie hatte es geschafft, sie durfte bei ihm sitzen! Sofort hatte sie seine wenig begeisterte Reaktion vergessen und konnte es kaum erwarten, endlich bei ihm sitzen zu dürfen! Sie hatte einen Freund gefunden, obwohl das gerade einmal ihr dritter Tag im Wool’s war. Beim Abendessen hatte er ihr zu ihrem großen Erstaunen dann tatsächlich einen Platz freigehalten. „Amy, ich erkläre dir die Regeln: Erstens, ich bin älter als du, deshalb bin ich der Boss und du tust, was ich dir sage, verstanden? Zweitens: Das, was du vorher gesehen hast, bleibt unter uns, kapiert? Mrs Cole und Mrs Sweeney hassen mich sowieso schon, seit Mrs Coles Kaffeetasse sich von selbst über ihr Kleid ausgeleert hat, nachdem sie mit mir geschimpft hat. Sie beobachten mich deswegen.“ „Verstanden“, Amy nickte eifrig, „Wir könnten Freunde sein, ich werde alle deine Geheimnisse, die du mir erzählst, für mich behalten und dir auch meine Geheimnisse erzählen, wir könnten zusammen spielen und es wäre nicht so anstrengend wie mit meiner Schwester, wir könnten im Schulbus nebeneinander sitzen...“ Sie unterbrach sich, als sie seinen entgeisterten Blick gesehen hatte. „Stopp, stopp, das geht mir zu schnell, du musst erst einmal deine Loyalität beweisen…“ Doch nachdem sie das Aufnahmeritual bestanden hatte, waren sie Freunde gewesen. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen, weil sie ihn schon immer grenzenlos bewundert hatte und sie war so unendlich dankbar darüber gewesen, dass er ausgerechnet IHR, der, aus ihrer Sicht, verwahrlosten Ghettobraut und Tochter einer Prostituierten eine Chance gegeben hatte. Ihr Selbstbewusstsein war nie groß gewesen, sie hatte immer mit Vorurteilen zu kämpfen gehabt. Sie öffnete ihre Augen. Der Kontrolleur war weg.
„Gut gemacht!“, Tom strich ihr über ihre Wange. Irgendwie fiel es ihr manchmal schon noch schwer, ihn nun als Lord Voldemort, den selbsternannten Mafiaboss und Adeligen der magischen Welt zu bezeichnen, aber wenn er nun herausgefunden hatte, dass seine mütterliche Verwandtschaft in gewisser Weise adelig war… Wie hast du das mit dem Kontrolleur hinbekommen, hat das so reibungslos geklappt?, fragte Amy in Gedanken. Ich bin der finstere Lord, natürlich hat das reibungslos funktioniert, Benson! Nur du warst mal wieder der größte Angsthase den es gibt!, Voldemort rollte mit den Augen, als er mit Amy in Gedanken sprach. Er hatte außerdem noch ihre anderen Gedanken gelesen und war sehr zufrieden mit sich. Er müsste nicht mehr lange warten. Amy begehrte ihn! Allerdings durfte er sich nicht zu sehr mit Nebensächlichkeiten aufhalten, bald müssten sie nämlich umsteigen. „Amylein, Frank? Wir müssen nachher umsteigen!“, teilte er ihnen mit. „Okay. Das war übrigens so toll, wie du das hinbekommen hast. Du bist echt ein großartiger Zauberer!“, raunte Frank und starrte Voldemort begeistert an. „Oh, das Beste kommt erst noch“, raunte Voldemort und zwinkerte Frank verschwörerisch zu. „Also was muss ich dann nochmal schwören, weil ich habe schon echt Angst davor, was Falsches zu schwören und dann zu sterben“, sagte Amy. „Das musst du nicht, der Schwur ist recht gut durchdacht. Ich werde ihn dir diktieren und du wirst mir nachsprechen. Einverstanden, mein Schatz?“, sagte er mit geheuchelter Freundlichkeit, doch Amy sog jedes nette Wort, das seine Lippen verließ, wie ein Schwamm auf.
„In Ordnung“, murmelte sie, „Darf ich doch noch etwas fragen? Kommst du heute Nachmittag zu mir in mein Zimmer? Ich…“ Sie wurde rot wie eine Tomate und Voldemort wusste, dass er gewonnen hatte. Sein angekratzter Stolz war gerettet! „Wenn du so lieb fragst, sage ich ganz sicher nicht nein!“, er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. Es ärgerte ihn zwar, dass er nun in so kurzer Zeit mit gleich zwei Mädchen etwas hatte, für die er eindeutig zu hoch war, aber was man nicht alles tat, um seinen Stolz und sein Image als Mädchenschwarm zu wahren! Amy schob ihre Finger zwischen seine und drückte seine Hand, so als hätte sie immer noch Angst, ihn zu verlieren.
Warum küsst er mich nicht richtig? Mit seinen anderen Schlampen hatte er doch auch viel mehr, nur mir hält er immer hin!, dachte Amy beleidigt und eifersüchtig. Voldemort war recht überrascht, dass Amy auch so wütend werden konnte, denn so hatte er sie bis jetzt noch nie erlebt! Und dass sie so abwertend über andere dachte. Ts, ts, so gemein kennt man dich gar nicht, gab er zurück. Tut mir leid, aber ich bin so unfassbar eifersüchtig, wie du vielleicht gemerkt hast. Ich habe immer irgendwie gedacht, oder soll ich sagen gehofft, da wäre etwas zwischen uns und dann hattest du einfach so viele andere Mädchen, sobald du nicht mehr mit mir befreundet warst, dachte sich Amy und erneut kullerte eine Träne ihre Wange hinunter. Nicht doch, nicht doch, Voldemort wischte ihr die Träne mit seiner freien Hand ab, umfasste ihren Nacken und zog sie zu einem Kuss zu sich heran. Seine Lippen berührten ihre und ihr vertrauter Vanilleduft stieg ihm in die Nase. Ihr Mund öffnete sich und sie begannen, leidenschaftlich herumzuknutschen. Irgendwie fühlte sich das mit Amy ganz anders an als mit Ella. So vertraut, weil sie sich schon ewig kannten. Ihre Lippen waren ebenfalls sehr weich und angenehm und er fragte sich, warum er nicht schon viel eher auf die Idee gekommen war, mit Amy herumzumachen. Muggel waren doch Sklaven und auch wenn sie in seinen Augen Dreck waren, konnte man sie ja trotzdem zur Erfüllung der sexuellen Bedürfnisse nutzen, oder? Ihren freien Arm schlang sie um seinen Nacken, um mehr Nähe zu gewinnen und ihre zarte Brust drückte gegen seine. Mittlerweile hatte sie wieder ein wenig zugenommen, auch wenn sie immer noch recht fragil aussah. Leider litt Amy immer noch unter extremer Kurzatmigkeit und durch die lange Zeit ohne Essen und Training hatten sich auch alle ihre Muskeln abgebaut, sodass sie nicht mehr so sportlich und trainiert war, doch Voldemort fand, dass sie nach wie vor extrem attraktiv aussah. „Äh, ich dachte, wir müssen umsteigen?“, meldete sich Frank zu Wort und Voldemort riss sich abrupt von Amy los. „Ja, auf geht’s!“, Voldemort zog Amy hoch und Amy hielt Frank ihre andere freie Hand hin, damit sie alle zusammenblieben und er nicht verloren ging. „Tut mir leid, dass wir uns nicht so viel zu dritt unterhalten haben“, sagte Amy, „Wir dürften doch sicher auch bald da sein, oder? Für ein Kind in Franks Alter muss es sicher schrecklich langweilig sein, so lange ohne Unterhaltungsmöglichkeiten unterwegs zu sein.“ „Meine Güte, hast du nicht dein Smartphone dabei? Er kann doch sicher darauf etwas ansehen, oder?“, fragte Voldemort genervt. „Ja, doch, aber leider hab ich alle mobilen Daten aufgebraucht“, meinte Amy bedauernd.
Endlich waren sie in der Nähe vom Haus der Dursleys in einer Sackgasse als Nebengasse angekommen. Der zuvor tödlich gelangweilte Frank war nun sehr aufgeregt und voller Vorfreude darauf, einem waschechten düsteren magischen Ritual beiwohnen zu dürfen, was die meisten Muggel sonst nur aus Horrorstorys kannten. „Also, kniet beide auf den Boden“, ordnete Voldemort an. Amy folgte seinem Befehl mit schlotternden Knien, Frank mit einem leuchtenden Auge, das andere Auge war abgeklebt. „Nun reicht einander die rechte Hand“, fuhr Voldemort mit den Anweisungen fort und legte die Spitze seines Zauberstabs auf ihre verschränkten Hände. „Also, sprecht mir gleich nach. Frank, du sagst zu Amy: Wirst du es bleiben lassen, die Kette zu zerstören, auch wenn du wütend auf Lord Voldemort sein solltest? Amy, du sagst zu beidem: Ja, das werde ich. Das zweite, was du sagen musst, Frank, ist Folgendes: Wirst du es bleiben lassen, jemand anders zur Zerstörung der Kette zu beauftragen, falls du wütend auf Lord Voldemort sein solltest? Amy, du antwortest ihm natürlich nur, wenn er die Fragen korrekt stellt, klar?“ Beide nickten.
„Können wir vielleicht beginnen, meine Knie tun weh?“, bat Amy und Voldemort nickte gnädig. „Frank?“, forderte er ihn auf. „Wirst… wirst du es bleiben lassen, die Kette zu zerstören, auch wenn du wütend auf Lord Voldemort sein solltest?“, fragte Frank mit einem aufgeregt leuchtenden Auge. Amy öffnete kurz ihren Mund, doch kein Ton kam heraus. Sie räusperte sich. „Ich… Ja… ja, das werde ich“, stotterte sie mit vor Aufregung geröteten Wangen und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sich eine leuchtende Flamme wie ein glühend roter Draht um ihre Hände schlang. „Wow“, hauchte Frank, „Du bist ja echt krass!“ „Ich weiß. Nun zum zweiten Teil“, forderte Voldemort ihn auf. „Wirst du es bleiben lassen, jemand anders zur Zerstörung der Kette zu beauftragen, falls du wütend auf Lord Voldemort sein solltest?“, flüsterte Frank voller Ehrfurcht. „Ja, das werde ich“, sagte Amy tapfer, da sie nun wusste, was sie erwartete und abermals schlang sich die Flamme wie ein glühend roter Draht um ihre Hände. „So, nun ist der Spaß vorbei, gut gemacht, Franky“, Lord Voldemort gab ihm ein High Five, man musste sich schließlich mit seinen Knechten gutstellen, er konnte schließlich nie wissen, wann er Frank noch einmal brauchen könnte. „Gut gemacht, Amy, du warst so ein braves Mädchen für deinen Lord!“, er reichte ihr beide Hände und half ihr hoch. Ihre Augen waren ganz groß vor Erstaunen darüber, dass er sie endlich einmal lobte und so viele nette Dinge an einem Tag zu ihr sagte. Zuerst hatte er sie Schatz und Amylein genannt und nun lobte er sie endlich für das, was sie immer für ihn tat. Außerdem hatte er sie zuvor geküsst, wovon sie schon tausende Male geträumt hatte, aber es nie für möglich gehalten hätte, dass das einmal Realität werden würde! Er hielt weiterhin beide ihrer Hände feste in seinen und beugte sich zu ihr herab, um sie erneut zu küssen. Das war ein Traum! Fast rechnete sie damit, nun vom Klingeln ihres Weckers aus dem Schlaf gerissen zu werden und in den Frühstückssaal des Sportinternats zu müssen.
Das Sportinternat… Der Gedanke daran trübte Amys Stimmung ein wenig. Leider musste Amy das Sportinternat verlassen, so leid es allen auch tat, sie konnten sie nicht mehr dort behalten, wenn sie keinen Sport mehr machen konnte. Alle ihre Noten würden in den Keller rutschen und nach den Ferien müsste sie wahrscheinlich wieder auf die normale weiterführende Schule in dem heruntergekommenen Brennpunktviertel gehen, in dem das Waisenhaus lag und leider würde auch Lexy auf diese Schule gehen. Bei dem Gedanken an Lexy zog sich alles in ihr zusammen und sie erstarrte. Lord Voldemort zog sich zurück, als sie seinen Kuss nicht mehr erwiderte. „Lasst uns nach Hause gehen!“, ordnete er an, "Sonst werden wir noch erwischt!"