The Time Traveler

Harry Potter - J. K. Rowling
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13. Mai 1991 - Der Hogwarts Brief

Den ganzen Tag schon rannte ich hin und her, über die riesigen grünen Wiesen mit den vielen Gänseblümchen und Margeriten, welche nie endeten, durch das noch viel größere Haus der Nachbarn, welches mir des öfteren vorkam, als wäre es aus Versehen mit den Plänen von einem Labyrinth geplant worden, statt mit den richtigen Bauplänen des Hauses.

Und wozu der ganze Aufwand? Um allen zu erzählen, was ich heute Morgen bekommen hatte natürlich!

Selbst mein Vater, der wohl bekanntlich nie auch nur ansatzweise gut gelaunt war, setzte bei mir ein kleines Lächeln auf, als er den Brief in meiner Hand sah.

Jahrelang hatten wir schon darüber geredet, jahrelang und doch war ich jetzt so aufgedreht, wie wenn mein Vater mir was zu meinem Geburtstag schenkte, was nicht in die Hexen- und Zaubererwelt gehört.

Muggledinge, so nannte er sie gern.

Darunter waren dann Sachen wie ein silberner Toaster (er brannte Brot, doch bis ich das alleine herausgefunden hatte, dauerte es zwei Monate, vor allem weil man dafür eine Art Metallscheibe an der kürzeren Seite runter drücken musste, der dann wieder hochsprang, sobald die Toasts golden waren), einen schwarzen Staubsauger (ich hatte mich total erschreckt, als ich auf einmal das Gerät angeschaltet hatte und es einen riesigen Lärm gemacht hatte) und einen blauen Kugelschreiber (ich kannte bis dato nur Federkiel und Tinte, es war wahrscheinlich einer der besten Geschenke der Welt, denn mit ihm konnten keine riesigen Flecken mehr entstehen und ich konnte viel einfacher und schneller damit schreiben, da er nicht immer direkt abbrach).

Aber den Brief? Den Brief zu übertreffen war unmöglich. Mein ganzes Leben hab ich nur auf diesen Moment gewartet.

Und heute Morgen war es endlich soweit, an meinem 11. Geburtstag, flog endlich die Eule durch das Küchenfenster mit dem dunkelblauem Rahmen, direkt vor mir auf meinen Platz auf der Bank am Esstisch aus Zedernholz.

Innerlich war ich froh, dass ich mein Müsli noch in der Hand hielt, ich glaube, er wäre sonst direkt in meiner Schale gelandet… na ja, zumindest die ein zwei Federn, die bei dem alten Uhu durch die Gegend flogen.

Ich glaube, niemand hätte an diesem Morgen breiter strahlen können als ich. Sofort hatte ich dem Uhu den Brief abgenommen, der an mein Zimmer adressiert war und ihm meinen ersten Eulenkeks gegeben, den ich heute in einer kleinen eckigen Schachtel mit roter Schleife auf meinem Nachttisch gefunden hatte.

Ich musste den Brief nur noch öffnen. Ich wusste genau was drin stand, doch ich war trotzdem so aufgeregt, dass ich nicht mehr sitzen konnte. Mein Kopf begann sich langsam zu drehen, als ich mich endlich dazu zusammen gerafft hatte, mir den Brieföffner zu nehmen und ihn aufzuschneiden.

Ich war die ganze Zeit im Kreis gelaufen, kein Wunder also, dass mir schwindelig war.
Doch ich vermutete, es war nicht nur das, was mich so fühlen ließ, sondern auch der Gedanke, endlich an derselben Schule angenommen zu werden, auf die schon mein Vater ging.

Und auf einmal war er offen, die Wörter, die mir nur allzu bekannt waren, sprangen mir schon praktisch entgegen.

„Sehr geehrte Ms. Snape,“, lass ich mir laut vor, weil meine Gedanken sich gerade so sehr überschlugen, dass ich selbst nicht auf meinen Vater reagiert hätte, würde er durch das Haus schreien.

„Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie in der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind.“
Ich quiekte auf. Es war wirklich wahr. Ich würde nun wirklich nach Hogwarts gehen!

Dann ließ ich schnell weiter, der Brief war ja schließlich noch nicht zu Ende…

„Beigelegt finden sie eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände. Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten ihre Eule spätestens am 31. Juli. Mit freundlichen Grüßen Minerva McGonagall Stellvertretende Schulleiterin.“

Ob ich es wirklich glauben konnte? Nein. Ob ich aufgeregter war, als wahrscheinlich jeder andere? Und wie!

Das einzige worauf ich noch an dem Morgen warten musste, war mein Vater, der schon mal besorgen gemacht hat für das nächste Schuljahr.

Nein, nicht für mich, für ihn. Hatte ich vielleicht vergessen zu erwähnen, dass er auf derselben Schule unterrichte, auf die ich sieben Jahre gehen würde? Da war Peinlichkeit praktisch vorprogrammiert… doch um mir darüber Gedanken zu machen, freute ich mich viel zu sehr auf die Schule selbst und all die Zaubersprüche, Tränke und weiteren Dinge wie Quidditch, die ich dort erlernen würde.

Na ja, die Tränke interessierten mich doch vielleicht ein bisschen weniger, schließlich lebte ich ja schon seit 11 Jahren mit einem Zaubertränkemeister zusammen und war dadurch oft dabei, wenn er welche für andere oder sich selbst braute.

Ich möge sogar fast meinen, dass ich die Zaubertränke aus dem ersten Jahr in Hogwarts schon auswendig im Schlaf brauen könnte, wenn man mich dazu aufforderte. Sie waren aber auch nicht gerade schwierige, wenn man bedachte, dass unter ihnen der Heiltrank und ein Trank gegen Furunkeln war.

"Du hast deinen Brief schon bekommen?", fragte mich Draco Malfoy, der Nachbarsjunge, neidisch, als wir schließlich am Ende des Tages alle zusammen an einem Tisch saßen.
"Eifersüchtig?", erwiderte ich nur. Grummelig sah er sein Eis an, Vanille-Apfel, was ich zur Feier des Tages, wegen meines Briefes, mit meinem Vater besorgt hatte.

"Du bekommst deinen doch auch bald, keinen Grund das Eis dafür zu verurteilen.", setzte ich dann noch hinzu und stupste ihn mit meiner Schulter an.
"Aber das ist noch so lange hin!"
"Wenn du das schon als lang verstehst, wie schlimm wird es denn, wenn du erst nächstes Jahr mit dem Quidditch anfangen kannst?"
"Ach, sag doch was du willst, du hast deinen Brief schon. Das zählt nicht, weißt du?"

"Jetzt iss auf Draco, bevor es noch schmilzt.", schaltete dann seine Mutter, Narcissa, sich ein.

Immer noch ein wenig neidisch, wendete er sich endlich seinem Eis zu und aß auf. Es dauerte danach nicht mal mehr 10 Minuten und er hatte aufgegessen.

Mit einem zufriedenen Schmatzen lehnte er sich dann in seinem Stuhl zurück und sah in die Runde.
„Und jetzt?“,
„Was und jetzt?“, entgegnete ich, ein bisschen verwundert, worauf er hinaus wollte.
„Wann holt ihr die Bücher und den ganzen Kram? Hast du eigentlich schon einen Zauberstab?“, drängelte Draco, wahrscheinlich schon viel aufgeregter, als ich es heute Morgen war.
„Draco!”, stoppte ihn direkt seine Mutter. Es ziemte sich wohl nicht, so zu reden, dabei zu schmatzen und sich dabei zurück zu lehnen.
„Was denn?“, meinte er daraufhin unschuldig und sah alle einander an.

Ich schüttelte nur den Kopf. In ein paar Jahren, würde er wahrscheinlich wissen, warum ihn seine Mutter gerade stoppte, weiter zu reden mit dieser Haltung und dem Benehmen.

Doch jetzt waren wir noch jung. Wir hatten Spaß. Und wir waren beste Freunde. Das war alles, was zählte… zumindest bis Hogwarts.

Aber bis dahin war noch viel Zeit und ein ganzer Sommer voller Abenteuern und Besorgungen. Die einzige Zeit, die uns vielleicht noch blieb, wenn ich darüber nachdenke, wie es nach dem Beginn der Schule aussehen könnte.

Ich wollte gar nicht erst anfangen, daran zu denken, doch als der Gedanke im Kopf war, blieb er einfach hängen. Draco schien es auch zu bemerken, was wohl mehr oder minder daran lag, dass ich ihn traurig anstarrte.

„Hey, alles gut bei dir?“
„Bleiben wir… Draco, bleiben wir Freunde?“
„Klar doch! Wieso fragst du überhaupt? Nichts würde mich von dir trennen können!“
„Auch nicht… auch nicht wenn ich nach Gryffindor komme?“, erwiderte ich leicht stotternd und sah tatsächlich wie er überlegte und dann seine Eltern ansah, die sich wiederum selber Blicke schenkten.

Gryffindor war eines der vier Häuser in Hogwarts. Es gab außerdem noch Hufflepuff, Ravenclaw und, worauf Draco hoffte rein zu gelangen, Slytherin.

Jedes Haus hatte natürlich seine eigenen Attribute, die es repräsentierte, aber nicht nur das; sie besaßen eigene Quidditchteams, die jedes Jahr gegeneinander um den Hauspokal spielten, Gemeinschaftsräume, die laut meines Vaters nicht nur stilvoll sondern auch gemütlicher als alles andere (mal abgesehen von der Bibliothek dort) sein sollten und einen Vertrauensschüler.

Würde ich jedoch entgegen der Erwartungen in Gryffindor statt Slytherin gelangen… nun, ich hatte keine Ahnung, wie es danach weiter ging.

Gryffindor an sich, hasste ich nicht, auf keinen Fall, ich fand sie sogar ganz interessant; man sagte ihnen bloß statt Tapferkeit und Mut auch Arroganz hinterher.

Während Slytherin für Ehrgeizigkeit und Listigkeit steht, jedoch ihnen hinterher gesagt wird, dass es die meisten bösen Magier hervorbringt.

Ich wünschte, ich könnte besser über Slytherin reden, doch ich gelangte immer wieder an einen Punkt, wo ich darüber nachdachte, vielleicht in ein anderes Haus zu kommen. Ich wollte nicht zu den Bösen dazugehören und auch wenn es nur Gerüchte waren… jedes Gerücht trägt ein kleines Stück Wahrheit in sich.

„Schätzchen, du wirst nicht nach Gryffindor eingeteilt.“ sagte dann Narcissa mit einem aufgesetztem Lächeln zu mir, als sie sich anscheinend wortlos diskutierend endlich dazu entschieden hatten, was sie mir nun dazu sagen sollten.

Doch ich ließ und konnte einfach nicht locker lassen.

Es ging hier schließlich um meine längste Freundschaft… um den Nachbarsjungen, den ich noch nie umgehen konnte, selbst wenn ich es noch so fest wollte.

„Aber… was wenn doch? Was wenn ich nichts dagegen tun könnte?“, beharrte ich darauf. Niemand sagte etwas. Fünf Minuten schienen mir wie eine Stunde vorzukommen und so langsam aber sicher hatte ich keine Lust mehr darauf.

„Dann wird das hier unser letzter Sommer…“, sah Draco mich schließlich entschuldigend und auch traurig an.
„Das kannst du doch nicht ernst meinen?“, fragte ich ihn irritiert.

Der letzte aller Sommerferien mit meinem besten Freund? Wenn er schon so dachte, wie einfach würde er mich dann wohl ersetzen?

Vielleicht würde es sogar nicht länger dauern als ein Wimpernschlag und er hätte jemand neues als besten Freund oder als beste Freundin an seiner Seite. Es verpasste mir einen heftigen Stich und einen noch größeren, als ich sah, wie ernst er das alles meinte.

Es schien als hätte er sich die Gedanken schon Jahre vorher gemacht, bevor es überhaupt zu einem großem Thema wurde, in welches Haus wir gehen würden.

Damals war es ja auch noch egal… wozu über Häuser nachdenken, wenn man dadurch weniger Zeit zum Rumtoben hatte?

Doch das er es schon immer im Hinterkopf hatte, dass ich ihm eines Tages diese Frage stellen würde und er aus dem reinen Prinzip, dass die meisten Malfoys nach Slytherin oder Ravenclaw gegangen waren, schon weit bevor wir ein Gedanke waren, diese Antwort von sich gab… es verschlug mir fast den Atem.

Es fühlte sich fast so an, als würde ein Fremder neben mir sitzen. Immerzu hatte er doch gesagt, er fände diese Einteilung in Häuser blöd, immerzu hat er doch gesagt, er vertrete die Meinung seiner Eltern gegenüber Muggelstämmigen nicht.

Aber jetzt hatten sie ihn wohl doch zu demjenigen geformt, der er sein sollte; ein zunehmend immer mehr gehorsamer (obwohl er es sich manchmal noch nicht so ganz eingestehen wollte), Reinblütiger, der nur nach Slytherin wollte.

“Aber wir können es zu einem unserer besten Sommer machen… alles was wir je zusammen tun wollten, setzen wir diesen Sommer um, na, wie wär’s?”, setzte er dann hinzu und sah mich hoffnungsvoll an. “Na gut…”, stimmte ich dann zu und schlug in seine Hand ein.

Wenn es schon unser letzter Sommer war, konnten wir ihn auch zusammen genießen und ihn zum besten aller machen.

Auch wenn der Gedanke, dass wir danach nie wieder miteinander reden würden, nur wegen unserer Häusereinteilung, mich immer noch abschreckte.

“Kann ich denn heute hier bleiben?”, sah ich zu meinem Vater in seiner so dunkelblauen Kluft, dass sie schon schwarz aussah, wenn man nicht das geeignete Licht hätte. Er schaute wieder grimmig drein und irgendwie hatte ich die Befürchtung, dass es was mit mir zu tun hatte.

Nicht, dass er mich hasste oder so, bloß… Übernachtungen, selbst wenn sie direkt neben an (wir wurden von der riesigen Wiese getrennt, aber die zählte nicht als ein Grund) wohnten, durfte ich, wenn es hoch kam, nur einmal im Jahr bei ihnen übernachten.

Der Grund dafür? Ich hatte absolut keine Ahnung. Aber eines war klar; es war nervig.

Wenn ich dieses Jahr so oder so mit anderen mein Zimmer teilen sollte (man wurde in seinem Haus mindestens zu viert jeweils in ein Zimmer gesteckt), so wäre es doch unlogisch, wenn er es mir jetzt verbieten würde, bei Draco zu übernachten.

„Na gut.“, sagte er dann zu mir, während sich ein mächtiges prickeln in meinem Bauch vor Freude und Aufregung zusammen braute.

„Aber ihr geht nicht alleine zum Wald. Nicht auch nur in die Nähe davon, verstanden?“

Noch eine seiner kleinen Regeln.

Ja, es gab so einige “kleine” Regeln. Und jede davon war nerviger als die andere… da wären beispielsweise;
Regel Nummer 13, nachdem ich nach 22 Uhr nicht im Haus war, weil ich noch meine Sachen zusammenpacken musste: “Gehe nicht nach 22 Uhr raus.”

Regel Nummer 15, nachdem ich eine ungewollte aber wirklich klitzekleine Explosion verursacht hatte, die den Tisch wegätzte, durch eine Säure die ich dadurch freigesetzt hatte:

“Fass nicht die Tränke mit roter Aufschrift an.”

Regel Nummer 10, als ich dumme Fragen in einem Muggelsupermarkt gestellt hatte, weil all die Sachen dort so unnütz waren und wir Hexen und Zauberer sie nicht brauchten: “Gehe nicht bei den Muggel in den Supermarkt.” Und Regel Nummer 1:
“Verwende nicht deine Zauberkräfte, auch nicht, wenn du im Haus bist und dich keiner sehen kann.”

Letztere hatte er aufgestellt, als ich vier wurde und alle Blumen zu mir fliegen ließ und sie zu einem Strauß zusammenband mithilfe von Gras.

„Ja, verstanden.“, stimmte ich trotzdem zu.

Und somit war es, Regeln hin oder her, abgemacht; ab heute würde der wohl aufregendste Sommer aller Zeiten beginnen!

Und nichts könnte jetzt noch dazwischen kommen, denn ich würde bis auf den letzten Tag dafür sorgen, dass mich nichts von meinem besten Freund trennen konnte.

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