
Du hast'n Freund in mir
Betaleser: Alex
Ein weißblauer Truck fuhr in einer verregneten Nacht auf einer schlechten Bergstraße.
„Bald sind wir wieder zuhause.“
Als er keine Antwort bekam, schaute er kurz zum Beifahrersitz, da saß die schlafende Woodypuppe. Lange Zeit war Woody sein einziger Freund gewesen. Seine Mutter und er hatten in einem kleinen abgelegenen Nest gelebt. Es gab keine anderen Kinder in seinem Alter. Er hatte sich so sehr einen Freund gewünschte. In einer Nacht war Woody zum Leben erwacht und später konnte er sich auch in einen Menschen verwanden.
Auch wenn es nicht für lange war. Es kostete einfach zu viele Kraft, lange diese Form zu hallten. Er war immer ein großer Fan der Serie Woody's Roundup. Auf einem Fan-Treffen hatte er auch seine Frau Emily kennengelernt. Sie hatte eine alte Jessie-Puppe.
Woodrow wurde von einem herabstürzenden Stein überrascht, er riss das Steuer herum, der LKW kam von der Straße ab und fuhr gegen einen Baum. Woody und Woodrow wurden vom Aufprall aus dem Wagen geschleudert. Woody landete unsanft im Unterholz.
Zum Glück war er nur eine Puppe, dachte Woody und kämpfte sich auf die Füße.
Der Cowboy merkte nicht, dass er sich in einen Menschen verwandelt hatte, so vertieft war er in die Suche nach seinem Besitzer. Sein Besitzer hatte nicht so viel Glück. Er war auf die Straße geschleudert worden und hatte sich schwere Verletzungen zugezogen. Woodrow lag verletzt und blutend auf der verlassenen Straße und starb.
Der Cowboy wusste, dass Woodrow nicht mehr lange zu leben hatte und rief vor Angst nach seinem Freund.
Der Regen durchnässte seine blutgetränkte Kleidung, es kostete ihm große Mühe, die Augen aufzuschlagen. Der Cowboy in seiner menschlichen Form beugte sich über ihn.
„Woodrow! Hörst du mich?“, fragte er voller Angst.
„Ja, mein Freund“, sagte Woodrow mit schwacher Stimme, Tränen rannen ihm die Wangen hinunter.
„Gut. Du bist bei Bewusstsein. Das sind nur ein paar kleine Kratzer, mein Junge. Du wirst schon wieder.“ Woody versuchte seinen Freund zu trösten. Er wusste, dass er sterben würde. Er klang mehr wie ein besorgter Vater oder großer Bruder. Nicht nur wie ein bester Freund. Woodrow hustete Blut, schaffte es kaum noch, die Hand seines geliebten Cowboys zu ergreifen. „Du bist ein schlechter Lügner, Partner. Ich werde sterben. Das weißt du so gut wie ich, Woody.“
„Bitte, Woodrow, bleib bei mir. Ich trage dich zum nächsten Krankenhaus. Alles wird gut, mein Junge“, versuchte er seinen Besitzer zu beruhigen. Woodrow brachte zwischen zwei Hustenanfällen heraus: „Woody, die nächste Stadt ist zu weit weg.“
„Dann versorge ich schnell deine Wunden, trage dich an einen geschützten Ort und hole Hilfe“, wimmerte Woody und streichelte sanft Woodrows blutverschmierte Wange.
„Nein, du kannst nichts mehr für mich tun, ich werde sterben. Bleib bei mir, alter Freund, halte meine Hand und lass mich nicht allein“, weinte er leise. Der Cowboy beugte sich über ihn und streichelte sein verklebtes Haar.
„Nein! Woodrow, du darfst nicht sterben! Andy und Molly brauchen doch ihren Vater.“ Woody strich seinem Freund durchs blutverklebte Haar.
„Du musst dich für mich um meine Kinder kümmern, Woody.“ Woodrow klammerte sich an die Hand des Cowboys. „Ich kann dich nicht ersetzen, Woodrow! Mein kleiner Junge, ich bin doch ein Spielzeug.“
„Nein, Woody, du bist mein Freund. Du bist so viel mehr als ein Spielzeug. Du warst immer mein bester Freund und meine Familie. Woody, du musst dich für mich um meine Kinder kümmern und sie beschützen. Zeig ihnen unser Foto und erzähl ihnen von mir, sag ihnen, dass ich sie liebe. Es tut mir leid, dass ich sie nicht aufwachsen sehen kann. Bitte, Cowboy, tu mir diesen letzten Gefallen. Ich kann es nicht mehr.“ Woodrows Blick war eine einzige große Bitte. Woody überlegte immer noch, ob und was er tun könnte, um ihn zu retten. Woody kamen die Tränen. „Ich verspreche dir, dass ich mich um deine Kinder kümmern werde. So lange es in meiner Kraft liegt, werde ich sie beschützen.“
„Danke, Partner. Auf dein Wort kann ich zählen.“ Er brachte ein schwaches Lächeln zustande.
„Ein Mann, ein Wort, mein Kleiner.“ Wieder streichelte Woody seinen Besitzer. Woodrow schaffte es trotz der Schmerzen zu lachen.
„Woody, ich bin 33 Jahre alt. Du nennst mich immer noch Kleiner.“
„Du bleibst immer mein kleiner Junge, Woodrow. Ich habe dich immer geliebt wie einen Sohn.“ Der Cowboy nahm Woodrows Hände in seine, drückte und küsste sie.
„Ich liebe dich auch, Cowboy. So sehr wie meine Frau und meine Kinder. Bitte pass gut auf sie auf für mich“, bat er hustend und nach Luft ringend.
„Das werde ich, mein Junge. Immer“, weinte Woody mit heiserer Stimme.
„Woody, bitte, werde wieder ein Spielzeug. Ich will dich in die Arme nehmen.“
Woodrow klang wie der kleine einsame Junge, dessen bester Freund er war. Woodrows Wunsch nach einem Freund hatte es ihm ermöglicht, seine Menschenform zu erlangen. Wenn sein Wunsch nur stark genau war. Er griff seine Hände, seine Augen brannten vor Liebe und Entschlossenheit diesen Wunsch zu erfüllen. „Du wirst heute nicht sterben. Du gehst zurück zu deiner Familie, mein kleiner Junge.“
Woodrow wollte etwas sagen, aber spürte, wie Kraft seinen Körper durchfloss. Ihm kam es so vor, als würde sein Freund langsam immer kleiner worden. Er konnte nicht glauben, was er da sah. Seine Verletzungen schlossen sich. Knochen heilten. Der Cowboy verwandelte sich zurück in eine Puppe, unter Schmerzen. Seine Haut riss an den Stellen auf, wo sie bei seinem Besitzer verletzt gewesen war. Woody fiel als Puppe zu Boden.
Das altbekannte Lied ertönte aus seiner Brust: „Du hast 'nen Freund in mir…“ Als der letzte Ton verklungen war, brach das Licht in Woodys Augen. Woodrow erlitt einen schweren Schock, als sein Freund vor seinen Augen starb. Er schrie herzzerreißend Woodys Namen, die Welt wurde schwarz vor seine Augen. Ein paar Stunden später, kam er in einem Krankenhausbett wieder zu sich. Suchend blickte er sich um und fand einen genähten Woody bei sich im Bett. Er murmelt ein müdes „Woody“ und zog ihn an seine Brust.
Er musterte sein altes Spielzeug und konnte deutlich sehen, dass Woody liebevoll blinzelte. Keine Sekunde später kam Emily mit Andy an der Hand und Molly auf dem Arm in den Raum und war überglücklich, dass er wach war. Andy sprang auf das Bett und seinem Vater in die Arme. Woodrow dachte, dass jetzt alles gut werden würde.
Ende