Alice behält immer Recht

Harry Potter - J. K. Rowling
F/M
Other
G
Alice behält immer Recht
Summary
Lily will einfach nur ihr 6. Schuljahr in Hogwarts überleben. Nach der ganzen Sache mit Severus hat sie sich ein entspanntes Schuljahr verdient. Doch Dumbledore scheint andere Pläne für sie zu haben. Als Organisatorin eines Frühlingsballs ist sie gezwungen ausgerechnet mit James Potter zusammen zu arbeiten. Doch was ist, wenn er sich als mehr als nur ein hübsches Gesicht erweist?„Natürlich meine ich es ernst und ich verstehe nicht, wie du das nicht sehen kannst“. Langsam, bedacht darauf, es nicht zu schnell anzugehen griffen James warme Hände an meinen Pullover. Er zögerte, guckte mich fragend an, während seine Hände meine Hüfte streiften. Vorsichtig nickte ich ihm zu.
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1. Kapitel

Lilys Sicht:

Lily Evans. Taff, aufbrausend, streberhaft, neunmalklug. Das sind wohl die ersten Worte, die über mich fallen, wenn man mich mehr oder weniger gut kennt. Im allgemeinem würde ich den Leuten dabei sogar Recht geben. Ich bin, alles in allem, doch ziemlich zufrieden mit mir.

1,65m groß, Lockenkopf, grüne Augen, schwerer als die meisten, Sommersprossen und natürlich feuerrote Haare. Falls es euch bis hierhin noch nicht aufgefallen sein mag, ich liebe es die Dinge zu analysieren. Fakten wiederzugeben. Die Welt ist schon kompliziert genug. Aber nun zu den wichtigeren Angelegenheiten.

Seit mehreren Jahren kursieren nun schon Gerüchte darüber, dass James Potter mich angeblich lieben solle. Er machte das Ganze auch nicht wirklich besser, indem er mich eine lange Zeit lang ständig aus Spaß fragte, ob wir auf ein Date gehen wollten. Also wurde es zur Routine, einem Gespräch mit ihm möglichst aus dem Weg zu gehen.

Die letzte Schulstunde für Heute - Verwandlungen - war soeben von McGonagall beendet worden und ich machte mich gerade auf den Weg zur Bücherei, um Remus ein paar Schullektüren zu bringen. Er lag mal wieder im Krankenflügel und hatte „Grippe“ oder jedenfalls war es das, was die anderen Rumtreiber erzählten. Selbstverständlich war mir nicht entgangen, dass er zufällig immer an den Tagen um Vollmond herum krank war, allerdings wollte ich ihn nicht darauf ansprechen, um ihn nicht noch mehr zu belasten.

Beim Krankenflügel angekommen, öffnete ich so gut es ging die große Tür und machte mich mit Büchern beladen auf den Weg zu Remus Bett, welches er eigentlich schon als Stammgast nutzte, so oft wie er da war.
Ich war viel zu sehr mit den Büchern in meinen Armen beschäftigt, sodass ich nicht auf den Weg achtete. Plötzlich lief ich in jemand ziemlich großen hinein. Ich sah eine sehr definierte Brust und blickte schnell weg, als ich merkte, dass ich angefangen hatte zu starren. Mein Blick glitt nach oben und ich guckte in ein paar haselnussbraune Augen, welche mich amüsierend zu betrachten schienen. „Brauchst du Hilfe, Evans?“, fragte James Potter mit einer Selbstverständlichkeit, als wären wir beste Freunde. Hilfsbereit wie eh und je nahm er mir die Bücher ab und brachte sie zu Remus Bett, noch bevor ich überhaupt die Möglichkeit hatte zu antworten.

„Danke“, sagte ich, als er die Bücher abstellte und sich mit einem Grinsen auf den Lippen wieder zu mir umdrehte „Das hätte ich aber auch allein geschafft“ fügte ich noch schnell hinzu, um nicht zu hilflos zu wirken. Er lächelte mich noch einmal an, dann drehte er sich zu Remus und seinen Rumtreiberfreunden um und sagte: „Wenn wir noch was aus der Küche holen wollen, bevor es dunkel wird, sollten wir uns jetzt etwas beeilen“, an Remus gewendet fügte er noch hinzu, „Wir sehen uns dann später wieder oder Moony?“. Nickend Verabschiedete dieser seine besten Freunde noch, ehe die drei Rumtreiber sich aus dem Staub machten. „Hey, wie geht’s dir? Hast du dich gut ausgeruht?“, wollte ich wissen, als wir allein waren. Besorgt musterte ich ihn, wie er in der Decke gehüllt da lag, „Du siehst ja schrecklich aus“, flüsterte ich, als ich ihn genauer betrachtete. Er war noch blasser als sonst, seine Haut war fahl und sein Körper wirkte wahnsinnig leblos, was mir noch mehr Sorge bereitete. In seinen Augen konnte ich große Erschöpfung erkennen und er blickte mich nur müde an, als er ein „Danke, ich fühle mich geehrt“ herausbrachte. „Stets zu deinem Diensten. Ach, Remus du weißt, wie das gemeint war“, murmelte ich ihm liebevoll zu, während ich die Bücher auf seinem Nachttisch stapelte. „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe“, bemerkte er auf einmal. Die Verwunderung in meinem Gesicht sehend, fügte er schnell hinzu: „Nein, nicht auf die Art. Ich meine, du bringst mir immer, wenn ich hier liege Bücher und Schokolade vorbei und man kann mit dir über alles reden, ich könnte mir keine bessere Mitschülerin und Freundin vorstellen“.

Gerührt blickte ich ihm ins Gesicht, „Zeigt da etwa jemand Gefühle?“, neckte er mich, „Weißt du, auch wenn du das nicht hören willst, aber du und Prongs… Es wirkt auf mich manchmal so, als wärt ihr dafür bestimmt, zueinander zu gehören. Ihr würdet euch sicherlich perfekt ergänzen, wenn du ihm eine Chance geben würdest“. Leicht gereizt blicke ich ihn an: „Dieses Schuljahr ist für mich sehr entscheidend, wir haben nur noch dieses und nächstes Jahr an der Schule und ich möchte diese Zeit lieber effizient nutzen, anstatt mich zu verlieben. Außerdem sind sowieso in weniger als einem Monat Weihnachtsferien und danach hat er doch bestimmt schon ein Mädchen gefunden, um mich zu ersetzen.“ Ich blicke ihm ernst ins Gesicht, weil ich schon genau weiß, was als nächstes kommt. „Aber Lily, wenn du nicht so stur wärst, hättest du längst bemerkt, dass er keine andere will außer dich“ mein Blick ist weiterhin auf ihn gerichtet, als ich versöhnend frage: „Was ist eigentlich mit deinem Liebesleben? Du erzählst mir nie etwas von einer möglichen Verehrerin.“ Er blickt mich unterdessen mit einem nichtssagenden Ausdruck an und gibt dann ein „Die gibt es auch nicht“ von sich. Schweigend sitze ich eine Weile lang auf seinem Bett und schaue ins nichts. Keiner von uns will die stille durchbrechen, bis Madam Pomfrey zu Remus kommt und mich mit den Worten „Du solltest jetzt in die Große Halle zum Abendessen, der Schulleiter wird eine große Ankündigung machen“ wegschickt.

Schließlich lief ich durch die leeren Korridore in Richtung große Halle, die Fackeln an den Wänden leuchten mir den Weg, da es draußen zu dieser Jahreszeit schon dunkel war. Wir hatten Mitte November 1977 und mein sechstes Schuljahr in Hogwarts hat vor mehr als 2 Monaten begonnen. Vor mehr als zwei Monaten noch dachte ich, James Potter könne sich niemals bessern. Doch dann ist er nach den Sommerferien wiedergekommen und wirkte verändert, es war, als wäre er erwachsener, vernünftiger und leider – so musste ich es mir eingestehen – auch attraktiver geworden. Seine Haut war durch die Hitze der Sonne braungebrannt und sein Körper wirkte noch muskulöser als sonst. Was gleichgeblieben war, waren seine dunkelbraunen, unbändigen Haare, die in alle Richtungen abstanden und seine rehbraunen Augen, die an ein wohlig warmes Zuhause erinnerten. Es war unfair, dachte ich, warum musste ausgerechnet der heißeste Junge der Schule so ein Arschloch sein.

In der großen Halle angekommen setzte ich mich schnell an den Gryffindor Tisch, an dem meine Freundinnen und die Rumtreiber schon warteten. „Die unantastbare, perfekte Lily Evans kommt zu spät, was für eine Tragödie“ sagte Black, als er mich erblickte, nun bemerkten auch die anderen, dass ich gekommen war, und Marlene rutschte etwas weiter nach links, damit ich es mir zwischen ihr und Alice bequem machen konnte. „Wo hast du den gesteckt?“, wollte diese wissen, als ich auf die Bank rutschte und meinen Teller mit all den Köstlichkeiten die Hogwarts zu bieten hat belud. „War bei Remus und hab ein paar Bücher vorbeigebracht“ antwortete ich mit halb vollem Mund. „Ein paar?“, mischte sich Potter nun plötzlich ein, „Das waren mindestens ein halbes Dutzend“ „Ihr wart auch da? Ich dachte ihr wolltet zur Küche schleichen und wurdet von Filch erwischt“, wollte Marlene nun wissen.

Noch bevor einer der Jungs antworten konnte sprach eine weise, laute Stimme im bestimmten Tonfall: „RUHE“. Die ganze Halle verstummte und jeder drehte sich in Richtung Lehrertisch, vor dem der Schulleiter Albus Dumbledore sich aufrecht hingestellt hatte. Er trug eine violette Robe, die mit Goldstickereien von Sternen gezeichnet war. Sein Bart ging ihm bis zur Hüfte und seine klaren Augen funkelten belustigt zwischen den Schülern und Schülerinnen hin und her. Die gesamte Ausstrahlung des alten Zauberers verriet wohl nur ansatzweise, wie mächtig er doch war. „Guten Abend meine lieben Schülerinnen und Schüler“, begann er seine Ansprache, „Wie manche von euch schon ahnen können, habe ich etwas Wichtiges zu verkünden. Dieses Jahr wird es einen Frühlingsball geben. Aber keinen normalen, bei dem sich alle langweilen. Der Ball wird nur ab der fünften Klasse zugänglich sein, es sei denn ihr seid in Begleitung einer Person einer dieser Jahrgänge da. Außerdem wird der Ball nicht etwa von uns Lehrkräften organisiert, sondern die Schüler und Schülerinnen haben die Möglichkeit, den Ball so zu gestalten, wie ihr es wünscht. Allerdings übernehmen diese Aufgabe nur zwei von euch und diese beiden werden von uns Lehrern ausgesucht.“, ein Raunen ging durch die Menge, „Die Bekanntgabe eben dieser Schüler wird Morgen zur Abendzeit erfolgen. Nun wünsche ich euch allen eine gute Nacht und dass ihr schöne Träume habt. Ach ja, und eins noch bevor ihr geht, Smaragdgrün passt zu Haselnussbraun“ Und damit waren wir entlassen.
Im Gemeinschaftsraum redeten alle nur noch über den Ball, wen sie einladen würden und warum sie ihn unbedingt organisieren wollen. Ich stand etwas abseits von dem Tumult an Menschen und beobachtete das Geschehen gespannt. Plötzlich fiel mir eine Person auf, welche ebenfalls abseitsstand, und mich gespannt musterte: James Potter. Als er bemerkte, dass mein Blick auf ihm lag, schaute er auf dem Boden, fast schon so, als habe er gerade realisiert, dass ich ihn beim Starren erwischt hatte. Das selbstsichere Grinsen liegt allerdings gleich wieder auf seinen Lippen, als er aufsieht, mir zuzwinkert und dann auf mich zukommt, die Hände lässig in den Hosentaschen und die Brille verrutscht. Er bleibt bei mir stehen, hält aber immer noch einen gewissen Sicherheitsabstand. Scheint, als habe er von den vielen malen, als ich ihn angeschrien habe, dazugelernt.
„Irgendwie komisch, oder?“, fängt er das Gespräch an. Weil ich mir selbst versprochen habe, netter zu sein, gehe ich auf ihn ein „Was meinst du?“, „Naja, das mit dem Ball halt. Alle hier verhalten sich so, als wären sie noch nie auf einem gewesen, als wäre es etwas komplett Neues, dabei gibt es doch mindestens einen im Jahr“, er schaut mich sichtlich verwundert an, bis er meinen verwirrten Blick zu bemerken scheint. „In der Muggelwelt gibt es die doch sicherlich auch oder etwa nicht?“, die Frage war wohl ernstgemeint, also antworte ich mit: „Also ich war noch nie auf einem Ball, aber ja, die gibt es dort auch. Wieso meinst du es würde jedes Jahr einen geben?“, das war das erste Mal, dass ich ihm eine Frage stellte, die nicht etwa „bist du blöd?“ oder „was ist eigentlich mit dir falsch?“ war und diese Tatsache schien ihm ebenfalls nicht entgangen zu sein, jedenfalls lächelte er mich jetzt wie blöd an. „Potter?“, fragte ich, als er mich nur weiterhin anstarrte, anstatt zu antworten.
Langsam schien er wohl wieder aufnahmefähig zu werden, denn er holte Luft zum Sprechen und sagte dann: „Meine Eltern geben jedes Jahr an Silvester einen Ball für ihre Freunde und Arbeitskollegen, deswegen bin ich wohl daran gewöhnt“, es schien, als wolle er noch etwas hinzufügen, doch da kam plötzlich Black von hinten und zog Potter mit sich. Er zwinkerte mir noch einmal zu, und war dann hinterm Porträtloch verschwunden.

Erst jetzt blickte ich mich erneut um und sah, dass die meisten Schüler wohl schon in ihre Schlafsäle gegangen waren, da der Gemeinschaftsraum sich eindeutig geleert hatte. Als ich meine Freundinnen nicht mehr entdecken konnte, ging ich hoch in unseren Schlafsaal, in dem ich sie alle fand, wie sie auf Alices Bett saßen und ihr zuredeten. Ich setzte mich dazu und fragte sofort was los sei, da erzählte Mary, ein dunkelhäutiges Mädchen aus meinem Jahrgang schon: „Alice wurde von Frank Longbottom gefragt, ob sie mit ihm zusammen auf dem Ball gehen will. Aber nicht nur das, er hat sie gefragt, ob sie dann als seine Freundin gehen will und nicht nur als Begleitung“, „Und was hast du geantwortet?“, wollte ich wissen. Alice, die wohl immer noch durch den Wind zu sein schien antwortete sofort mit einem „Aber natürlich mit ja, wir sind jetzt offiziell ein Paar“. Wir drei, Marlene, Mary und ich umarmten sie stürmisch und sie lachte.

Als wir uns wieder beruhigt hatten, sagte Alice auf einmal: „Lily, gib James doch wenigstens mal eine Chance dir zu beweisen, wie er wirklich ist“, augenverdrehend lief ich ins Badezimmer und fing an, meine Zahnbürste mit Zahnpasta zu bestreichen. „Aber ich will ihn nicht näher kennenlernen, es ist doch gut so wie es gerade ist“ gab ich murrend von mir und steckte mir dann demonstrativ die Zahnbürste in den Mund, um nicht mehr antworten zu müssen. Nachdem ich mich bettfertig gemacht hatte, kam ich wieder aus dem Bad heraus und sah, dass die anderen zwei Mädchen sich schon zum Schlafen bereit gemacht hatten und nun träumend in ihren Betten lagen.
Nur Alice war noch wach, als ich mich schließlich in mein kuschliges Bett fallen ließ. „Bitte Lily, tu es wenigstens für mich, ich ertrage seinen Liebeskummer sonst nicht mehr lange“, murmelte sie. James Potter und Liebeskummer? Das ich nicht lache, allerdings sagte sie diese Worte so bettelnd, dass ich nicht anders konnte und mit einem: „Ich werde es versuchen“ antwortete.

 

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